List, Guido (1848-1919), Schriftsteller

List Guido, Schriftsteller. * Wien, 5. 10. 1848; † Berlin, 21. 5. 1919. Von Beruf Kaufmann, widmete er sich nebenberuflich seinen vielseitigen Neigungen und Begabungen, u. a. der Malerei sowie hist., archäolog. und anthropolog. Stud. 1868 gründete L. die Privatbühne „Walhalla“ und leitete sie bis 1870. Anschließend übernahm er das Sekretariat des Österr. Alpenver. und red. dessen Jb.; ab 1872 unternahm L. Reisen durch ganz Europa und befaßte sich mit prähist. Forschungen. Schriftsteller. war er bereits bei mehreren Bll. tätig und gehörte dem Kreis der „Iduna“ an. Ab 1877 wirkte L. ausschließlich als freier Schriftsteller. 1902 war er vollständig erblindet, wurde jedoch durch mehrere Operationen wieder sehend und wandte sich nun hauptsächlich der Wiederbelebung des german. Altertums zu. Eine von seinen Freunden und Gönnern gegründete Ges., die seinen Namen trug, sollte vor allem der Hrsg. seiner Schriften dienen. L. starb während einer Reise nach Norddeutschland. Seine literar. Arbeiten sind weder echte Dichtung noch hist. Zeugnisse, sondern die Smlg. seiner vielfach unbeweisbaren und von der exakten Wiss. angefochtenen Theorien. Die ursprünglich fruchtbare Intuition, die Gestalten der german. Mythol. und altdt. Dichtung seien in der heim. Landschaft wiedererstanden, wurde von L. mit unzulänglichen Mitteln zum Werk geformt. In gekünstelt-altertümelnder Sprache geschrieben, versucht er seine hist.-mytholog. Ansichten festzuhalten und zu verbreiten.

W.: Die Burg der Markgrafen der Ostmark, 1877; Der Zeizzoberg, 1884; Ellida (Roman), 1884; Dt.-mytholog. Landschaftsbilder, 1891; Geschichte des Humanisten C. Celtis und seines literar. Wirkens, 1893; Der Wala Erweckung. Skald. Weihespiel, 1894; Diethers Heimkehr (Roman), 1894; Pipara, die Germanin im Cäsarenpurpur (Hist. Roman), 1894; Walkürenweihe (Epos), 1895; Ostaras Einzug (Melodramat. Mythendichtung), 1896; Niederösterr. Winzerbüchlein, 1898; Kg. Vannius (Dt. Königsdrama), 1899; Die Wiederauferbauung von Carnuntum (Hist. Stud.), 1900; Die blaue Blume (Modernes Märchenspiel), 1901; Der Lügenrächer (Lustspiel), 1901; Walpurgis (Operndichtung), 1901; Alraunenmären (Novellen), 1903, 2. Aufl. 1910; Die Namen der Völkerstämme Germaniens und ihre Deutung, 1905, 2. Aufl. 1909; Das Geheimnis der Runen, 1905; Die Religion der Ario-Germanen in ihrer Esoterik und Exoterik, 1908; Der Übergang von Wuotanstum zum Christentum, 1908; Die Armanenschaft der Ario-Germanen, 2 Bde., 1908–11; Die Rita der Ario-Germanen, 1908; Das Gesetz der Ursprache der Arier, 1911; Die Ursprache der Ario-Germanen und ihre Mysteriensprache, 1914; etc.
L.: Brümmer; M. Geißler, Führer durch die dt. Literatur des 20. Jh., 1913; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Kosel 1; Kürschner, 1936; Maderno; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 4, s. Reg.; H. Spiero, Geschichte des dt. Romans, 1950; O. Stauf v. d. March, Wir Dt-Österreicher, 1913; Wer ist’s? 1905–14.
(Hanus)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 245
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