Liznar, Josef (1852-1932), Geophysiker und Meteorologe

Liznar Josef, Geophysiker und Meteorologe. * Brumowitz (Brumovice, Mähren), 28. 10. 1852; † Brünn, 12. 6. 1932. Stud. an der Univ. Wien vorwiegend Mathematik und Physik. 1875 trat er zunächst als Ass. unter J. v. Hann (s. d.) in den Dienst der Zentralanstalt für Meteorol. und Erdmagnetismus. Als Hauptarbeitsgebiet wurde ihm die Betreuung der erdmagnet. Beobachtungen und Registrierungen übertragen, in die er durch Hann selbst eingeführt wurde, der diese Beobachtungen bis 1867 ausgeführt hatte. 1876 wurde L. Adjunkt. 1884 Priv.-Doz. an der Techn. Hochschule Wien. In dieser Zeit beschäftigte er sich vorwiegend mit erdmagnet. Problemen, ohne jedoch die Meteorol. ganz zu vernachlässigen. 1897 ao., 1899–1919 o. Prof. für Meteorol. und Klimatol. an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1922/23 o. Prof. für kosm. Physik und Erdmagnetismus an der Univ. Prag. 1927 Dr.rer. nat. h.c. der Univ. Prag. Das Hauptverdienst L.s besteht darin, daß er während seiner Amtszeit an der Wr. Zentralanstalt den Erdmagnetismus, der unter K. Kreil (s. d.) in das Arbeitsprogramm des Inst. aufgenommen wurde, zu einer neuen Blüte führte. Das erste Ergebnis seiner intensiven Beschäftigung mit erdmagnet. Problemen war die „Anleitung zur Messung und Berechnung der Elemente des Erdmagnetismus“, ein Standardwerk, welches diesen Rang bis in die dreißiger Jahre unseres Jh. behielt. Auch heute noch findet man in Lehr- und Handbüchern die von L. untersuchte „Abhängigkeit des täglichen Ganges der erdmagnetischen Elemente in Batavia vom Sonnenfleckenstand“. Die Erkenntnis, daß diese Abhängigkeit gerade in Äquatornähe eine besonders einfache und deutliche ist, war ein Verdienst L.s, der sich mit dem Einfluß der Sonnenflecken und auch der Sonnenrotation auf die erdmagnet. Phänomene noch in einigen anderen Arbeiten beschäftigte. Seine Hauptleistung war aber die erdmagnet. Vermessung der österr. Reichshälfte in den Jahren 1889–91. Während der Vermessung sorgte er für den Vergleich aller dabei verwendeten Meßinstrumente und führte eine einheitliche Reduktion des Beobachtungsmaterials durch. Auch hier war seine Arbeit vorbildlich für Unternehmungen ähnlicher Art. In einer späteren Veröff. gab er auch eine erheblich verbesserte Neuberechnung der von Kreil ausgeführten Vermessung nach den durch ihn entwickelten Reduktionsmethoden bezogen auf die Epoche 1850.0 und untersuchte auch danach die säkulare Veränderung der erdmagnet. Elemente im Bereich der Monarchie. Nach 1899 beschäftigte er sich mehr mit Fragen der Klimatol. und vor allem der angewandten Meteorol. Keine erreichte jedoch die wiss. Bedeutung seiner Leistungen auf dem Gebiet des Erdmagnetismus, obwohl manches von ihm behandelte Problem Zeugnis für seine Beobachtungsgabe und seine originelle Denkungsweise gibt.

W.: Anleitung zur Messung und Berechnung der Elemente des Erdmagnetismus, in: Mitt. aus dem Gebiet des Seewesens, 1883, Beilage; Die Verteilung der erdmagnet. Kraft in Österr.-Ungarn zur Epoche 1890. 0, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl. 62, 1895; Die Verteilung der erdmagnet. Kraft in Österr.-Ungarn zur Epoche 1850.0, ebenda, 67, 1899; zahlreiche Abhh. in Sbb. Wien, Meteorolog. Z. und Z. für Vermessungswesen; etc.
L.: Časopis Pěstování Mathematiky a Fysiky 52, 1923; Sborník zeměpisný společ. 38, 1932; Ann. Inst. geoph. nat. 3, 1933; Poggendorff 3–6; Eisenberg, 1893, Bd. 2; Masaryk 4; Otto 16, Erg. Bd. III/2; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien 1815–1940, 1942, s. Reg.
(Toperczer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 254
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>