Lobkowitz, Johann Prinz von (1799-1878), Industrieller

Lobkowitz Johann Prinz von, Industrieller. * Wien, 14. 1. 1799; † Konopischt (Konopište, Böhmen), 6. 6. 1878. Sohn des Fürsten Josef (s. d.), Bruder des Fürsten Ferdinand (s. d.), des Prinzen Karl (s. d.) und des Folgenden, Onkel der Prinzen Ferdinand (s. d.), Zdenko (s. d.) und Rudolf (s. d.); als Zweitgeborener der älteren fürstlichen Linie des Hauses erbte er nach Gf. Franz Wrtby († 1830) die 1793 im Schloß und Brauhaus zu Teinitz an der Sazawa errichtete Porzellanfabrik. Die Erneuerung der Landesfabriksbefugnis von 1807 erfolgte 1839. Die Exponate des Betriebes wurden auf der Prager Ausst. von 1836 mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet, auf den Wr. Ausst. von 1839 und 1845 ehrenvoll erwähnt. Die hervorragendsten Leistungen vollbrachte man bei der Herstellung von Wedgewood (tw. nach Zeichnungen von L.s Gattin Karoline) und bei Geschirren mit Kupferdrucken; später verlegte man sich allerdings vorwiegend auf die Erzeugung von Gebrauchsgeschirr. Der jährliche Umsatz, welcher 1831 nur 46.000 fl. betragen hatte, stieg in den vierziger Jahren bis auf 70.000 fl. Gem. mit der Fa. Novotny zu Alt-Rohlau deckte die Fabrik ein Drittel des Steingut- und Fayencebedarfs von Böhmen. 1866 wurde das Unternehmen wegen Schwierigkeiten in der Rohstoffversorgung geschlossen. L. gründete auch Zuckerfabriken in Křimitz (1837) und Konopischt (1849), welche jedoch nur regionale Bedeutung erlangten.

L.: Genealog. Hdb. 2, 1953; Masaryk 4; Otto 16; O. Weber, Die Entstehung der Porcellan- und Steingutindustrie in Böhmen, in: Beitrr. zur Geschichte der dt. Industrie in Böhmen 3, 1894 (s. Reg.); H. Meyer, Böhm. Porzellan und Steingut, 1927, S. 179 ff.; J. V. Diviš, Beitrr. zur Geschichte der Zuckerindustrie in Böhmen, 2. Epoche 1830–60, 1891, S. 85, 105; Slokar, S. 552, 609; Großind. Österr., Bd. 2, S. 87.
(Stekl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 260
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