Löhr (Loehr) Moritz Ritter von, Architekt. Geb. Berlin, Preußen (D), 7. 10. 1810; gest. Wien, 28. 10. 1874; evang. AB. Sohn des Bankiers August Löhr, Bruder des Malers Emil Löhr, Vater von →August von Löhr; verheiratet mit Elisabeth Senger. – Die Familie übersiedelte wegen der beruflichen Tätigkeit des Vaters 1818 nach Wien. Hier besuchte L. 1827–30 das polytechnische Institut, 1830–32 studierte er an der Akademie der bildenden Künste. Ab 1838 war er mit der Ausführung sämtlicher Hochbauten und Betriebsanlagen der Wien-Gloggnitzer Bahn betraut und begleitete 1842 →Karl von Ghega auf seiner Nordamerikareise. Im selben Jahr erfolgte sein Eintritt in den Staatseisenbahndienst: Ab 1848 fungierte er als Leiter des gesamten Hochbaus des staatlichen Eisenbahnnetzes, ab 1856 als solcher des Baubüros der k. k. privilegierten Kaiserin Elisabeth-Bahn (für die er den ehemaligen Wiener Westbahnhof, 1858, entwarf). Die Karriere als Eisenbahnarchitekt wurde durch seine Ernennung 1857 zum Vorstand des staatlichen Hochbau-Departements unterbrochen, nachdem die Stelle seit dem Tod →Paul Sprengers (1854) vakant war. Diesen wichtigen Posten hatte L. bis zu seinem Tod inne und konnte damit auf das bedeutendste Bauvorhaben dieser Zeit – die Wiener Stadterweiterung – großen Einfluss ausüben. Während der Ringstraßenarbeiten war er Mitglied der Wiener Baucommission beim k. k. Staatsministerium, der Stadterweiterungs-Commission, des Ausführenden Organs der a. h. sanctionierten Stadterweiterungs-Bauten und des engeren Comités für die Ausarbeitung des Grundplans. 1858 nahm er selbst am Wettbewerb teil und seine Grundplan-Entwürfe bzw. jene von →Ludwig Ritter von Förster bildeten danach die Basis für die weiteren Kommissionsberatungen. In der Folge wurde L. mit der Oberleitung der Grundplanerstellung betraut und hatte (unter Mitarbeit von Ludwig Zettl) besonders für die Anfertigung des Operationsplans sowie der Detailpläne für die Ausführung einzelner Abschnitte zu sorgen. In diesen Kontext fiel auch sein Entwurf für die Umgestaltung der Stirnseite der Albrechtsrampe mit dem Danubiusbrunnen (1864–69) an der Augustinerbastei. 1862 legte er seine Vorschläge für die Gestaltung des äußeren Burgplatzes mit den Hofmuseen vor. Sein Plan diente als Grundlage der Debatte über den Burgbereich, bis 1866 ein enger Wettbewerb mit →Heinrich Freiherr von Ferstel, →Theophil Freiherr von Hansen und →Carl Freiherr von Hasenauer ausgeschrieben wurde, für den er als Vorstand des Staatsbaudepartements die technischen Grundlagen für die Konkursausschreibung erstellte. Nach Anregung des Kaisers erarbeitete L. selbst einen Entwurf, der sich aber nicht durchsetzen konnte. 1868 konzipierte er zwar einen Situationsplan für den ehemaligen Paradeplatz (das heutige Areal von Hauptuniversität, Rathausplatz und Parlament), aber sein Einfluss hatte zu schwinden begonnen; seine Lösung wurde als unbefriedigend empfunden und L. im Hinblick auf die Gestaltung des gesamten Paradeplatzes auf die Zusammenarbeit mit Hansen, Ferstel, →Friedrich Freiherr von Schmidt, →Gottfried Semper und Hasenauer verwiesen. L. war seit der Gründung (1849) Mitglied des Österreichischen Ingenieur-Vereins (ab 1864 Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein) und ab 1868 wirkliches Mitglied der Akademie der bildenden Künste. 1857 erfolgte seine Ernennung zum Sektionsrat, 1864 die Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse und 1865 die Erhebung in den Ritterstand, 1871 wurde er Ritter des Leopold-Ordens.