Loos, Lina; geb. Obertimpfler (1884-1950), Schauspielerin und Schriftstellerin

Loos Lina, geb. Obertimpfler, Schauspielerin und Schriftstellerin. * Wien, 9. 10. 1884; † Wien, 6. 6. 1950. Entstammte einer bekannten Wr. Familie, der das Café „Casa piccola“ in Wien-Mariahilf gehörte. Nach dem Besuch des Gymn. nahm sie Schauspielunterricht an der Akad. und war erfolgreich als Kabarettkünstlerin und Chansonette in Berlin (Unter den Linden), München (Elf Scharfrichter) und Wien (Nachtlicht, Fledermaus) tätig. Nach ihrer Scheidung von dem Architekten Adolf L. (s. d.), mit dem sie 1902–05 verheiratet war, versuchte sie sich in Amerika als Schauspielerin und feierte in der Ges. des Producers Conried (s. Cohn) u.a. als Louise in „Kabale und Liebe“ in New Haven Triumphe. Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte sie nach Europa zurück. 1922 engagierte sie R. Beer an das von ihm geleitete Raimundtheater in Wien und unter seiner Dion. trat sie ab 1924 in 2. und Nebenrollen auch am Dt. Volkstheater auf, wo sie bis 1933 blieb. 1938 zog sie sich endgültig von der Bühne zurück. L., die auch schriftsteller. tätig war, galt in ihrer Jugend als eine der schönsten Frauen Wiens und war stets ein Mittelpunkt geistigen und kulturellen Lebens. Zu ihren Freunden und Bekannten zählten u. a. P. Altenberg (s. Engländer), Friedell (s. d.), Csokor, Werfel, G. Kaiser, B. Zuckerkandl und G. Wiesenthal.

Hauptrollen: Frau Hollunder (Liliom); Gabriele Wegrath (Der einsame Weg); Therese (Heimat); Baucis (Faust II); Marthe (Der Alpenkg. und der Menschenfeind); etc. W.: Mutter, Einakter, 1921; Du silberne Dame, Du (Briefe von und an L. L.), hrsg. von F. Th. Csokor und L. Ruther, 1966.
L.: L. Loos, Das Buch ohne Titel. Erlebte Geschichten (Erinnerungen), 1947; Wr. Ztg. vom 7. und 11. 6. 1950; Neues Österr. vom 7. 6. 1950 und 9. 10. 1957; AZ vom 10. 10. 1957; Kosch, Theaterlex.; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 4, S. 2024, 2140; St. Feldschuh, R. Beers Tätigkeit am Raimundtheater und Dt. Volkstheater in Wien, phil. Diss. Wien, 1937; K. Glossy, 40 Jahre Dt. Volkstheater, 1929; A. Teichgräber, Das „Deutsche“ Volkstheater und sein Publikum (1889–1964), phil. Diss. Wien, 1965; F. Th. Csokor, Zeuge einer Zeit. Briefe aus dem Exil (1933–50), 1964.
(Futter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 311
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