Luger, Georg (1849-1923), Waffentechniker

Luger Georg, Waffentechniker. * Steinach a. Brenner (Tirol), 6. 3. 1849; † Fichtenau b. Berlin, 22. 12. 1923. Sohn eines Arztes; absolv. nach 6 Gymnasialklassen die Handelsschule in Wien, 1878 Lt. d. R. 1873–95 lebte L. als Beamter des österr. adeligen Jockey-Clubs in Wien. In dieser Zeit gelang ihm in Zusammenarbeit mit F. v. Mannlicher bei der Umarbeitung des Einzelschußgewehres, System Werndl, ein fünfschüssiges Repetiergewehr, wodurch L. als Erfinder und Waffentechniker bekannt wurde. 1883 legte er seine Offizierscharge nieder und unternahm 1886 seine erste über zwei Monate dauernde Amerikareise. Ab 1896 hatte L. eine leitende Stellung bei der führenden dt. Waffenfabrik L. Loewe & Coinne, die auch Inhaberin der Fa. Mauser, Oberndorf (Neckar), war. Gelegentlich der Vorführung von Mausergewehren in den USA lernte L. den Waffenkonstrukteur H. Borchardt kennen, welcher in der gleichfalls L. Loewe gehörenden „Ungarischen Waffenfabrik“ Dir. war, jedoch wegen Differenzen mit dem ung. Landesverteidigungsminister eine Berufung zu L. Loewe nach Berlin — vermutlich durch Vermittlung L.s — annahm. So kam es zu der für L. als Waffentechniker entscheidenden Weiterentwicklung der von H. Borchardt konstruierten „Borchardt-Selbstladepistole“. In den Monaten November—Dezember des Jahres 1896 entstanden durch den Zusammenschluß mehrerer Firmen — darunter L. Loewe und Mauser — die „Deutschen Waffen- und Munitionswerke (DWM)“ mit dem Sitz in Berlin. Die Telegrammadresse lautete Parabellum. Unter Beibehaltung der Grundkonstruktion von Borchardt baute L. diese Faustfeuerwaffe zu der für die Truppe brauchbaren und von ihr geschätzten Pistole „Borchardt-Luger“ um, die in Europa unter der Bezeichnung „Parabellum 1900“ bekannt und berühmt wurde. In den USA wurde diese Pistole stets nur als „Luger“ verkauft, so daß sie in Amerika bis zur Gegenwart unter dieser Bezeichnung bekannt ist. 1899–1942 wurden in Deutschland, Großbritannien und der Schweiz etwa drei Millionen Parabellumpistolen erzeugt, die den Namen L. mit der Entwicklung der Faustfeuerwaffe unlösbar verbunden haben, obgleich sein Hauptinteresse stets der Konstruktion eines automat. Gewehres (Sturmgewehr) galt.

W.: Neuartige Schußwaffen, privilegiert, 1894; Pistole Borchardt-Luger = Parabellum 1900, privilegiert 1898; Parabellum-Pistole M. (19)02 = Marine-Parabellum; Parabellum-Pistolen-Karabiner, ca. 1904; Parabellum-Pistole M.(19)06 (neue Art); Pistole 08 (Pi.08); Parabellum M.23 = Nachkriegs-Parabellum.
L.: R. Mahrholdt, Waffenlex. für Jäger und Schützen, 3. Aufl., 1952, S. 239, 275; F. A. Datig, The Luger Pistol (Pistole Parabellum), Its History and Development from 1893–1945, 4. Aufl., 1958; A. Fischer, Die dt. Artilleriepistole, in: Artillerist. Rundschau, Jg. 5, 1930, S. 353 ff.: O. Morawietz, Parabellum-Pistolen, in: Dt. Waffenjournal, Jg. l, 1965, H. 8, S. 68 ff., Jg. 2, 1966, H. 1, S. 72ff.
(Hummelberger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 356
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