Mähler, Willibrord Joseph (1778–1860), Beamter und Maler

Mähler Willibrord Joseph, Beamter und Maler. Geb. Ehrenbreitstein, Kurtrier (Koblenz, D), 10. 5. 1778; gest. Wien, 20. 6. 1860; röm.-kath. Sohn des Geheimen Rats und Kabinetts-Sekretärs am kurfürstlich trierischen Hof Franz Josef Mähler (1724–1787; röm.-kath.), der ab 1776 Geheimsekretär des Kurfürsten in Koblenz war, und seiner 2. Ehefrau Anna Johanna, geb. Vacano (1744–1797; röm.-kath.), Bruder u. a. von Abundius Mähler (1777–1853), dem späteren Oberbürgermeister in Koblenz; verheiratet mit Karoline, geb. Krall (Krahl). – M. besuchte das Koblenzer Gymnasium, ab 1794 folgten Studien an der juridischen Fakultät der Universität in Gießen (Abschluss nicht nachweisbar). Ab 1801 verbrachte er beinahe drei Jahre in Dresden als Privatstudent von Anton Graff und schloss hier Freundschaft mit Philipp Otto Runge und dessen Kreis. 1803 nach Wien übersiedelt, inskribierte er an der dortigen Akademie der bildenden Künste, wo er in zwei Etappen studierte (ab 1803 Zeichnen, 1812–14 Zeichnen und Malerei). Er entschied sich jedoch für eine Beamtenlaufbahn. Die Tätigkeit in der Privatkanzlei von →Klemens Wenzel Lothar Fürst Metternich-Winneburg vor dem Wiener Kongress wie auch währenddessen (als Gehilfe von Ignaz Friedrich von Wessenberg) mündete 1819 in die Anstellung als Expedit-Offizial der Geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei. Besonders verantwortungsvoll waren seine parallel ausgeübten Tätigkeiten als Leiter der dortigen Lithographischen Druckerei einerseits wie auch die spätere in der geheimen Registratur andererseits. 1840 wurde er Hofsekretär, seine letzte Stelle ab 1849 war das Amt des Einreichungs-Protokoll-Direktors. M.s künstlerische Interessen wurzelten in seiner Kindheit. Durch Stephan von Breuning wurde er 1804 mit →Ludwig van Beethoven bekannt, den er mehrmals porträtierte, so mit Lyra in der Hand in arkadischer Landschaft (1804/05, Wien Museum / Beethoven Pasqualatihaus) und als Brustbild (ca. 1815, Beethoven-Haus Bonn). Malerei und Musikliebe (Klavierspiel, Gesang und Komponieren) fanden gemeinsamen Ausdruck in einer Reihe von historisch wertvollen, in Öl ausgeführten Komponistenporträts, u. a. von →Antonio Salieri, →Maximilian Stadler, →Adalbert Gyrowetz und →Leopold Koželuch (großteils im Besitz der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien). Das malerische Œuvre, in dem ihn außer Graff und Runge Joseph Grassi, Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel beeinflusst haben dürften, bewegt sich zwischen Klassizismus, deutscher Romantik und beginnendem Biedermeier. Unter seinen 46 dokumentierten, 1814–ca. 1830 entstandenen Porträts befinden sich ferner u. a. jene von →Nicolaus Joseph Freiherr von Jacquin und Kaiser →Franz (II./I.). M.s bruchstückhaft vorhandene Kompositionen erlauben keine Beurteilung.

Weitere W. (s. auch Schirlbauer): Porträts: Familie Weckbecker, Julie von Breuning, geb. Vering, Franz Georg Fürst Metternich, Johann Baptist Wanhal, Franz Krommer, Johann Nep. Hummel und seine Frau Elisabeth Röckl, Joseph Leopold Eybler, Abbé Joseph Gelinek, Ignaz von Mosel.
L.: Friedensblätter, 27. 5. 1815; Allgemeine musikalische Zeitung 17, 1815, S. 570; Ph. O. Runge, Hinterlassene Schriften, ed. D. Runge, 2, 1841, S. 128, 171, 226; Th. v. Frimmel, Beethoven-Studien 1, 1905/06, S. 30ff., 59ff.; Th. v. Frimmel, Studien und Skizzen zur Gemäldekunde 3, 1917, S. 70, 4, 1918, S. 52ff., 5, 1920, S. 103, 108; A. Wheelock Thayer, L. van Beethovens Leben, bearb. H. Deiters – H. Riemann, 1922, 2, S. 402ff., 408, 3, S. 487f.; Th. v. Frimmel, Beethoven im zeitgenössischen Bildnis, 1923, S. 17ff., 32ff.; J. K. Mayr, Geschichte der Österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich, 1935, s. Reg.; F. Glück, in: Österreichische Musikzeitschrift 16, 1961, S. 111ff.; F. Glück, in: Alte und moderne Kunst 6, 1961, H. 45, S. 11ff.; A. Schirlbauer, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76, 2020, S. 107ff. (mit W.); A. Schirlbauer, Œuvre des Beethoven-Porträtisten W. J. M. … (online, mit Bild und W., Zugriff 5. 7. 2021); ABK, Gesellschaft der Musikfreunde, HHStA, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, WStLA, alle Wien; Národní archiv, Praha, CZ; Bistumsarchiv Trier, Stadtarchiv Koblenz, beide D.
(A. Schirlbauer)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)