Meyer, Gustav (1850-1900), Linguist

Meyer Gustav, Linguist. * Groß-Strehlitz (Strzelce Opolskie, Oberschlesien), 25. 11. 1850; † Graz-Straßgang, 28. 8. 1900. Stud. 1867–71 an den Univ. Breslau und Leipzig klass. Philol., Neugriech., Sanskrit und Germanistik, 1871 Dr. phil. Anschließend bis 1874 Gymnasiallehrer in Gotha, ab Herbst 1874 durch Vermittlung W. v. Hartels (s. d.) in Prag. 1876 Priv.Doz. für Sanskrit und vergleichende Sprachwiss. in Prag, 1877 ao. Prof., 1881–97 o. Prof. für Sanskrit und vergleichende Sprachwiss. an der Univ. Graz, 1890/91 Dekan. Studienreisen führten ihn ab 1875 mehrmals nach Italien, auf den Balkan und in die Türkei, wo er u.a. grammatikal., lexikal. und volkskundliches Material sammelte. Sein Hauptarbeitsgebiet war neben dem Alt- und Neugriech. das Alban., wo er Bahnbrechendes leistete, wenn sich auch seine (und anderer) Annahme, die alban. Sprache sei die unmittelbare Nachfolgerin des Illyr., nicht halten konnte. Sein alban. etymolog. Wörterbuch, welches bis heute das einzige seiner Art geblieben ist, erhielt 1891 den Volney-Preis der Pariser Akad. Neben linguist. Untersuchungen beschäftigte er sich auch mit Literatur, Volkskde. und Märchenforschung der Balkanhalbinsel, aber auch anderer Gebiete. M.s Verdienst ist es, das Alban., das man damals in weiten Kreisen für einen vom Griech. abgezweigten Dialekt hielt, nun endgültig als eigenständige indogerman. Sprache erwiesen zu haben. Seine „Griechische Grammatik“ bildete lange Zeit hindurch die einzige streng wiss. Zusammenfassung auf komparatist. Grundlage. Aus dem Gebiet des Neugriech. behandelte er grammatikal., später etymolog.-lexikograph. Probleme. An seinen schriftlichen Arbeiten wurde sein hervorragender Stil gerühmt. 1891 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien. Infolge einer Erkrankung mußte er Anfang 1897 seine Lehrtätigkeit aufgeben.

W.: De nominibus graecis compositis, 1871; Die mit Nasalen gebildeten Praesensstämme, 1873; Zur Geschichte der indogerman. Stammbildung und Deklination, 1875; Griech. Grammatik, 1880, 3. Aufl. 1896; Alban. Märchen, gem. mit R. Köhler, in: Archiv für Literaturgeschichte 12, 1883; Albanes. Stud., 6 Tle., 1883–97; Essays und Stud. zur Sprachgeschichte und Volkskde., 2 Bde., 1885–93; Reiseskizzen aus Griechenland und Italien, 1886; Kurzgefaßte albanes. Grammatik, 1888; Griech. Volkslieder in dt. Nachbildung, 1890; Etymolog. Wörterbuch der albanes. Sprache, 1891; Türk. Stud. 1, 1893; Neugriech. Stud., 4. Tle., 1894–95; zahlreiche Abhh. in wiss. Z. und Sammelwerken sowie Essays in Tagesztg. Handschriftlicher Nachlaß mit Bibliographie, Univ.Bibl., Graz.
L.: Selbstbiographie, 1891, in: Almanach Wien, 1901; Tagespost (Graz) vom 29. und 30. 8. 1900; Grazer Tagbl. vom 30. und 31. 8. 1900; Mitt. der Anthropolog. Ges. in Wien, Bd. 30, 1900, S. 219 ff. (mit Werksverzeichnis); Z. für österr. Volkskde., Jg. 6, 1900, S. 177; Indogerman. Forschungen 12, 1901, Anzeiger, S. 141 ff. (mit Bibliographie); Byzantin. Z. 10, 1901, S. 382 ff.; Biograph. Jb. für Altertumskde. 25, 1902, S. 1 ff.; Vizantijskij Vremennik 13, 1906, S. 244 ff.; Biograph. Jb., 1903; Wr. Slavist. Jb., Bd. 14, 1967/68, S. 143 f.: F. Lochner-Hüttenbach, Geschichte des Inst. für vergleichende Sprachwiss. an der Univ. Graz, in: Neue Chronik zur Geschichte und Volkskde. der innerösterr. Alpenländer, n. 59, 1960, S. 3 f.; N. Jokl, Alban., in: Die Erforschung der indogerman. Sprachen 3, 1917, S. 131 ff.
(Lochner-Hüttenbach)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 25, 1972), S. 426
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