Meyer Hans Horst, Pharmakologe. * Insterburg (Černjachovsk, Ostpreußen), 17. 3. 1853; † Wien, 6. 10. 1939. Stud. an den Univ. Königsberg (1877 Dr. med.), Leipzig und Berlin. Habil. 1881 an der Univ. Straßburg bei Schmiedeberg. 1881–1884 Prof. der Pharmakol. an der Univ. Dorpat, 1884–1904 an der Univ. Marburg (1900 Rektor), 1904–24 an der Univ. Wien (1917/18 Rektor). 1920 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, Ehrenmitgl. bedeutender gel. Ges., Inhaber in und ausländ. Ehrendoktorate, 1932 Bürger der Stadt Wien. M. ist einer der überragenden Wegbereiter der experimentellen Pharmakol. und der Begründer der österr. Schule dieser Disziplin, die sich die Zusammenarbeit mit der Physiol., Pathol. und Klinik besonders angelegen sein ließ. Auf M.s Veranlassung wurde 1904 die Pharmakol. in Wien als selbständiges Fach gegenüber der Pharmakognosie abgegrenzt. M.s Untersuchungen über Glukuronsäure, Alkalireserve, Diacetyltannin, Calcium, Schwermetalle, Tetanustoxin, die Wärmeregulation sowie seine Einteilung der Wirkstoffe des vegetativen Nervensystems gehören zu den klass. Grundlagen der Pharmakol. M. stellte 1899 die Lipoid-Theorie der Narkose auf Grund tierexperimenteller und physikal.-chem. Untersuchungen auf, zu der Överton unabhängig über analoge Versuche 1901 ebenfalls gelangte. Als Hrsg. des weltweit verbreiteten Lehrbuches „Die experimentelle Pharmakologie als Grundlage der Arzneibehandlung“ stellte M. die Arzneimittelwirkungen krit. analysierend dar und machte sie über die „organotrope“ Betrachtung dem Arzt zu Heilzwecken unmittelbar nutzbar. Zu seinen Schülern gehören A. Fröhlich, E. Knaffl-Lenz, O. Loewi, E. P. Pick.