Mayrhofer, Franz (1850-1920), Notar

Mayrhofer Franz, Notar. * Aschbach (NÖ), 8. 11. 1850; † Wien, 16. 11. 1920. Absolv. das Gymn. im Stift Seitenstetten und stud. 1871–74 an der Univ. Wien Mathematik, Physik, Literaturgeschichte und Gymnasialpädagogik; ab 1875/76 stud. er Jus, 1881 Dr. jur., 1884 Richteramtsprüfung. 1885 wandte er sich dem Notariat zu und trat 1886 in die Kanzlei des damaligen Kammerpräs. Roncali ein. 1889 gründete er gem. mit einem Kollegen den Notariatskandidatenver. in Wien, der in der Folge für den Standesnachwuchs richtunggebend wurde. Ebenfalls 1889 übernahm er die Red. der Z. für Notariat und freiwillige Gerichtsbarkeit in Österr., die er bis 1900 innehatte. 1894 wurde M. Notar. 1899(–1917) Präs. des Österr. Notarenver. und Präs. der Niederösterr. Notariatskammer und zugleich des niederösterr. Notarenkollegiums, 1919 als Notar i. R. M. organisierte den Österr. Notarenver. neu, belebte das Zusammenwirken der Kammern, initiierte die Abhaltung des Delegiertentages der österr. Notariatskammern 1900, auf dem die Weichen gestellt wurden für eine Reform der Notariatsordnung, an der er durch seine Tätigkeit im Justizmin. bei den Vorarbeiten für den Regierungsentwurf richtunggebend mitgewirkt hatte, und für die Ausgestaltung des Notariats zu einer modernen Institution für den Rechtsverkehr und die Rechtspflege. M. verteidigte den Stand in dieser krit. Zeit um die Jahrhundertwende wirksam gegen zerstörer. Bestrebungen, und die Hrsg. des sog. Koerberschen Erlasses vom November 1904, der wenigstens formell bestrebt schien, diesem Vernichtungskampf Einhalt zu gebieten, war nicht zum geringsten sein Werk. Von hist. Bedeutung war ferner die Abhaltung des internationalen Notarenkongresses in Wien 1907, wo zum ersten Mal das gesamte mitteleurop. Notariat in einer eindrucksvollen Versmlg. die Thesen für eine einheitliche internationale Gestaltung des Beurkundungsnotariates und seine Funktion im Interesse der internationalen Rechtshilfe festlegte. Große Verdienste erwarb sich M. auch um das Pensionsinst. des Österr. Notarenver. (das alte Pensionsinst. ist im übrigen der Vorläufer der modernen gesetzlichen Pensionsversicherung der Notare), dessen Ausschuß er von 1889–1915 in den verschiedensten Funktionen angehörte, ab 1897 als Obmann-Stellvertreter. M., vielfach geehrt und ausgezeichnet, war der Träger der Idee des geeinten großösterr. Notariates, ohne Unterschied der Nation.

L.: N. Fr. Pr. vom 20. 11. 1920; Z. für Notariat und freiwillige Gerichtsbarkeit in Österr., Jg. 52, 1910, S. 373 f., Jg. 59, 1917, S. 335, 347 f., Jg. 60, 1918, S. 32 f.; Deutschösterr. Notariats-Ztg., Jg. 61, 1919, S. 61 f.; Notariats-Ztg., Jg. 62, 1920, S. 103 f., 111, 115, 118, Jg. 75, 1933, S. 15; Jurist. Bll., Jg. 49, 1920, S. 254; Festschrift aus Anlaß des 75jährigen Bestandes der Rechtsanwaltskammer in Wien, in: Österr. Anwalts-Ztg., Jg. 2, 1925, S. 55.
(D. Ströher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 12f.
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