Mally, Ernst (1879-1944), Philosoph

Mally Ernst, Philosoph. * Krainburg (Kranj, Oberkrain), 11. 10. 1879; † Schwanberg (Stmk.), 8. 3. 1944. Stud. an der Univ. Graz Phil., 1903 Dr. phil., 1906–19 unterrichtete er am II. Staatsgymn. in Graz, 1913 Habil., 1923 ao. Prof., 1925 o. Prof. der Phil. an der Univ. Graz. M., Schüler und Lehrkanzelnachfolger des Begründers der Gegenstandstheorie A.v. Meinong, erkannte frühzeitig die Bedeutung der später mächtig aufstrebenden Logistik; am System von Hilbert–Ackermann ansetzend, versuchte er, durch eine vom üblichen abweichende Interpretation der log. Quantoren die Logik von weiteren existenziellen Voraussetzungen zu befreien, nachdem schon Brentano (s. d.) die vier bekannten, auf existenziellen Voraussetzungen basierenden Schlußformen der aristotel. Syllogistik verworfen hatte. M.s Untersuchungen erstrecken sich ferner auf Probleme der log. Syntax und Semantik, die u. a. in seiner Determinattheorie und Theorie der „unmöglichen Gegenstände“, sowie in der Forderung, die extensionale Betrachtungsweise durch eine intensionale zu ergänzen, ihren Niederschlag finden; die Auseinandersetzung mit Meinongs Gegenstandstheorie läßt ihn zu einer ganzheitlich-dynamist. Wirklichkeitstheorie und zu neuen Ansätzen einer Werttheorie gelangen; mit wahrscheinlichkeitstheoret. Untersuchungen leistete er einen Beitr. zur Wissenschaftstheorie der Naturwiss.; als Verfasser der „Grundgesetze des Sollens“ erweist er sich als bedeutender Pionier auf dem Gebiet der axiomat. Normentheorie (Deontik).

W.: Grundgesetze des Sollens, Elemente der Logik des Willens, 1926; Erlebnis und Wirklichkeit, Einleitung zur Phil. der Natürlichen Weltauffassung, 1935; Wahrscheinlichkeit und Gesetz. Ein Beitr. zur wahrscheinlichkeitstheoret. Begründung der Naturwiss., 1938; Anfangsgründe der Phil. Leitfaden für den phil. Einführungsunterricht an höheren Schulen, 1938; zahlreiche Abhh. und Rezensionen; Log. Schriften, Großes Logikfragment — Grundgesetze des Sollens, hrsg. von K. Wolf und P. Weingartner, 1971.
L.: Völk. Beobachter vom 15. 3. 1944; Eisler; Ziegenfuß; Enc. Fil.; Kürschner, Gel. Kal., 1926–40/41; Wer ist Wer?
(C. Christian)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 39
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