Mannagetta von Lerchenau, Johann Wilhelm (1785-1843), Bankfachmann und Schriftsteller

Mannagetta von Lerchenau Johann Wilhelm, Bankfachmann und Schriftsteller. * Wien, 14. 10. 1785; † Wien, 15. 10. 1843. Stud. in Wien und Olmütz Phil. und Jus, trat 1805 in Olmütz in den Staatsdienst, war 1811–13 auch als Red. der „Brünner Zeitung“ tätig und gab das Unterhaltungsbl. „Moravia“ heraus. 1816 verließ er den Staatsdienst und trat kurz darauf in die eben gegründete privilegierte österr. Nationalbank ein; 1826 Gen. Sekretär. Während seiner Amtsführung stand M. vor dem schwierigen Problem des ständigen Rückganges des Metallschatzes. Durch Ankauf von Silberbarren im Ausland versuchte er diesem Übel abzuhelfen, was aber nicht gelang, da im gleichen Maße eine Vermehrung des Banknotenumlaufes stattfand. Erst 1832 ergab sich eine leichte Besserung (das Deckungsverhältnis betrug ca. 20%), die aber vielleicht auf die günstige Wendung der polit. Konjunktur zurückzuführen war. In den folgenden Jahren ergab sich wieder eine Verschlechterung der Währungsdeckung, die 1840 ihren Tiefpunkt mit 9, 1% erreichte. Von da ab war ein starkes Eingreifen der Regierung zu verzeichnen, gegen das M. ziemlich machtlos war. 1841 wurde das Privilegium des Noteninst. erneuert, wobei die Unabhängigkeit der Bank fast vollständig verlorenging. M.s schriftsteller. Arbeiten zeigen Volksverbundenheit und hohes Kulturbewußtsein. Einzelne seiner Theaterstücke waren durch die Romane von Scott beeinflußt. Seine Dramen wurden auf den Hofbühnen in Wien, München und Berlin aufgeführt.

W.: Dramen: Hiltrude, 1818; Oskar. Saïde. Leonore, 1818; Das Haus Mac Alva, 1819; etc.
L.: Giebisch–Gugitz; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 2, S. 85; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Neuer Nekrolog der Dt., Jg. 21, 1843, Tl. 2; C. J. A. Frh. v. Lederer, Die privilegirte österr. National-Bank, ihre Gründung, ihre Entwicklung und ihr Wirken, 1847; S. Preßburger, Österr. Notenbank 1816–1966, 1966; Mitt. V. Hanus, Wien.
(S. Preßburger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 56
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