Marchet, Julius (1858-1935), Forstmann

Marchet Julius, Forstmann. * Wien, 4. 4. 1858; † Wien, 23. 10. 1935. Sohn eines Seidenfärbers; stud. bis 1880 an der forstlichen Abt. der Hochschule für Bodenkultur in Wien und legte die damals noch nicht allg. geforderte „Diplomsprüfung“ für Forstwirte ab. Er war dann bis 1882 im Staatsforstdienst, 1883/84 als Ass. W. Exners (s. d.) an der Hochschule für Bodenkultur.Um seine prakt. Kenntnisse zu erweitern, ging er wieder in den Staatsforstdienst zurück. 1892–1901 Leiter der Bauabt. der Forstdion. Wien. 1896 Habil. an der Hochschule für Bodenkultur für Waldwegebau und Hon. Doz. am Technolog. Gewerbemus. (Wien) für Vorkommen, Gewinnung und techn. Eigenschaften der Hölzer. 1900 vertrat er zusätzlich die Dozentur für Baumechanik und Berechnung von Bauwerken und 1901 noch eine Dozentur für Waldwegebau und Waldeisenbahnbau. 1901 wurde er als Forst- und Domänenverwalter Forstmeister im Ackerbaumin. 1904 o. Prof. für forstliches Bauingenieurwesen an der Hochschule für Bodenkultur, 1908 und 1909 Rektor. 1904 erfolgte die Ernennung zum ständigen Fachberichterstatter des Ackerbaumin. für Holzproduktion und Holzhandel, 1905 zum Mitgl. des Zollbeirates und 1906 zum Mitgl. des Eisenbahnrates des Eisenbahnmin. 1916 wurde er vom Ackerbaumin. zur Mitarbeit an der Schaffung einer Holzwirtschaftsstelle zur Versorgung der kriegswichtigen Betriebe mit Holz berufen und zum geschäftsführenden Vizepräs. (1917–19) bestellt. 1920/21 von der Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bodenkultur beurlaubt, übernahm er die Führung des Forstbesitzes Wittgenstein (30.000 ha) in Kärnten und NÖ. 1923 an die Hochschule zurückgekehrt, widmete er sich den handelspolit. Untersuchungsaufgaben und der Sägewerkbetriebslehre. 1929 i. R. M., vielfach geehrt und ausgezeichnet, war der Begründer des Gesamtgebietes des forstlichen Bauingenieurwesens an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, das durch ihn weitgehend ausgebaut und um die „Forstwirtschaftliche Handelskunde“, „Technische Mechanik“ und „Allgemeine Baukunde für Forstwirte“ erweitert wurde. Ihm ist der Schutz des Berufstitels Ing. für die Absolventen der Hochschule für Bodenkultur zu verdanken (1917).

W.: Die Nutzhölzer, deren Vorkommen und techn. Verwendung – Amerika, 1898; Waldwegebaukde., 1898; Bau und Betrieb der Rieswege, 1904; Holzproduktion und Holzhandel von Europa, Afrika und Nordamerika, 1904–05; Über den Ausbau der österr. Forststatistik, 1910; Taschenkalender für den Forstwirt, gem. mit F. Hempel, 1917; Holzversorgung im Kriege und in der Übergangswirtschaft, 1918; Waldfläche und Holzproduktion von Österr., 1919; Die Eisenbahngütertarife für die Land- und Forstwirtschaft Österr., gem. mit F. Nowotny und A. Ostermayer, 1924/25; Der Landstraßen- und Waldwegebau, 1925; Der Grundbau für die Bedürfnisse der forstlichen Praxis, 1925; Holzhandelspolit. Untersuchungen, 3 He., 1922–26; Sägebetriebslehre, 1930; etc. Abhh. in Centralbl. für das gesammte Forstwesen, 1878, 1891, Österr. Vierteljahress. für Forstwesen, 1883, 1893, Mitt. des Technolog. Gewerbemus., 1894, Wr. allg. Forst- und Jagdztg., 1921–22, 1925, Der Holzmarkt, 1922, Internationaler Holzmarkt, 1929. Mitarbeit an Geschichte der österr. Land- und Forstwirtschaft und ihrer Industrien 1848–98, Bd. 4, 1899.
L.: Centralbl. für das gesamte Forstwesen, Bd. 54, 1928, S. 81 ff., Bd. 61, 1935, S. 261 ff.; Wr. allg. Forst- und Jagd-Ztg., 1928, S. 88, 1935, S. 210; Forstliche Ws. Silva, 1935, S. 367; Kürschner, Gel. Kal., 1926–1928/29; Zur Gedenkfeier der Gründung der Forst-Lehranstalt Mariabrunn 1813 und der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872, 1912/13; 60 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien, 1933; 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur 1872–1972, Bd. 1, 1972; 100 Jahre akadem. Forststud. in Österr., in; Centralbl. für das gesamte Forstwesen, Bd. 84, 1967; G. Berka, 100 Jahre Dt. Burschenschaft in Österr. 1859–1959, 1959, S. 138.
(A. Kurir)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 70f.
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