Markó, Károly (Karl, Carl) (1793–1860), Maler

Markó Károly (Karl, Carl), Maler. Geb. Leutschau, Ungarn (Levoča, SK), 23. 11. 1793; gest. Antella, Toskana (I), 19. 11. 1860; röm.-kath. Sohn des Ingenieurs Georg Marko, Vater der Maler Károly (Karl) Markó (geb. Budapest, H, 22. 1. 1822; gest. Moskau, RUS, 1891), András (Andreas) Markó (geb. Wien, 29. 9. 1824; gest. I, 12. 6. 1895), Ferenc (Franz) Markó (geb. Eisenstadt, Ungarn/Burgenland, 3. 6. 1832; gest. Budapest, 3. 8. 1874) und der Malerin Katalin (Katharina) Markó (geb. Eisenstadt, 9. 5. 1831; gest. Florenz/Firenze, I, 1865); ab 1826 verheiratet mit Katalin Nikázi Stempel. – M. erwarb 1810 das Ingenieurdiplom an der Universität in Pest und arbeitete 1812–18 als Geometer im oberungarischen Rosenau. Daneben nahm er Malunterricht bei József Czauczik und →Johann Jakob Müller. Ab 1818 besuchte er die städtische Zeichenschule in Pest. 1821 entstanden Gouachen der Tropfsteinhöhle Aggtelek (Magyar Nemzeti Galéria, Budapest), Ansichten in Tempera aus der Umgebung von Buda und Pest (ebd.) sowie erste Versuche in der Ölmalerei. Auf Anraten und mit Förderung von József Baron Brudern übersiedelte M. nach Wien, um 1822–24 an der Akademie der bildenden Künste Historienmalerei bei →Franz Caucig, →Anton Petter und →Johann(es) Peter Krafft zu studieren. Daneben malte M. Porträts, von denen heute nur mehr wenige Beispiele bekannt sind (Klara Freifrau von Geymüller und Jakob Freiherr von Geymüller, beide 1834, Privatbesitz). 1826 übersiedelte er aus finanziellen Gründen nach Eisenstadt, wo er mehrmals Besuch von seinem Schüler →Franz Schrotzberg erhielt. M., der ab den 1840er-Jahren mit „padre“ oder „senior“ signierte, widmete sich verstärkt der Naturzeichnung und entwickelte dadurch eine große Sicherheit in der räumlichen Darstellung. In der Folge kombinierte er gleichwertig Landschafts- und Historienmalerei. Die zunächst großformatigen Figuren verloren nach und nach ihre bildfüllende Dimension und wurden zu einem Teil der Natur, ähnlich wie bei Claude Lorrain oder Nicolas Poussin (Schiffbruch des Hl. Paulus bei Malta, 1824, Kovács Gábor Gyűjtemény). Später wurde das helle Tageslicht vom wärmenden Schein der untergehenden Sonne abgelöst. Wiewohl biblische oder mythologische Figuren die Bildinhalte bestimmten und die Landschaft meist ein Phantasiegebilde war (Landschaft mit der Berufung des Hl. Petrus, 1848, Österreichische Galerie Belvedere), wurden M.s Naturdarstellungen durch ihre Genauigkeit im Detail (Ideale Landschaft, 1837, Belvedere) für die aktuelle Realismusdebatte relevant und in Ausstellungsrezensionen oft mit Arbeiten →Friedrich Gauermanns verglichen. Nach einem Studienaufenthalt 1832–33 in Italien, der ihm vom Bankier Jacob Freiherr von Geymüller finanziert wurde, übersiedelte M. 1834 endgültig nach Rom. Bis 1838 verkehrte er in der deutschen Kolonie, war mit Bertel Thorvaldsen sowie →Josef Anton Koch befreundet und malte Ansichten der Gegend (Blick auf Rom oder Italienische Landschaft mit Tarantellatänzerinnen, beide 1835, Magyar Nemzeti Galéria; Italienische Berglandschaft, 1836, Thorvaldsens Museum, Kopenhagen). Danach ließ er sich in Pisa nieder und holte die Familie aus Eisenstadt zu sich. 1843 übersiedelten sie nach Florenz, wo M. Professor der Accademia di Belle Arti wurde und die Akademieschüler in seinem Atelier unterrichtete. 1845 beteiligte er sich an der Ausschreibung für das ungarische Parlamentsgebäude. Ab 1847 lebte M. zurückgezogen in der nahe Florenz gelegenen Villa Appeggi und widmete sich in der Folge verstärkt der italienischen Landschaft mit ihren Bewohnern (Landschaft bei Tivoli mit Weinlese, 1846, Magyar Nemzeti Galéria). 1853 unternahm er eine Reise nach Wien – bei dieser Gelegenheit fertigte →Hanns Gasser eine Marmorbüste des Malers (Szépműveszeti Múzeum, Budapest) –, darauf folgte ein kurzer Aufenthalt in Pest. M. nahm mit seinen Arbeiten an Ausstellungen in Wien, Budapest, Florenz und Prag teil. Er wurde 1836 wirkliches Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste und war außerdem Mitglied der Kunstakademien von Venedig und Arezzo sowie ab 1840 der Magyar Tudományos Akadémia. Seine Arbeiten finden sich u. a. in Barcelona (Museu Nacional d’Art de Catalunya: Flucht nach Ägypten, Christus und die Frau von Samaria, beide 1852), Bratislava (Galéria mesta Bratislavy, Slovenská národná galéria: Berglandschaft, 1828, Landschaft um Rom, 1838), Budapest (Kovács Gábor Gyűjtemény: Ino und Melikertes, um 1830, Apoll mit den Tieren, 1831, Die Erziehung Zeus’, 1830er-Jahre, Gegend von Appeggi mit Weinlese, 1840, Diana und Callisto, 1850, Berufung des Hl. Petrus, 1851–52), Esztergom (Keresztény Múzeum: Flucht nach Ägypten, 1828, Verkündigung Mariens, 1847, Heilung des Besessenen, 1850–51), Florenz (Gabinetto dei Disegni e delle Stampe degli Uffizi, Galleria d’Arte Moderna), Kopenhagen (Thorvaldsens Museum), Mailand (Galleria d’Arte Moderna), Méxiko-Stadt (Museo Nacional de San Carlos), Pisa (Museo Nazionale di San Matteo), Prag (Galerie im Rudolfinum, Národní galerie) und Wien (Albertina, Wien Museum, Österreichische Galerie Belvedere) sowie in Privatbesitz.

Weitere W. (s. auch Pogány, 1957): Kreuzigung Christi, 1824–25, Aus den Perlen der Heiligen Vorzeit, 1833, Diana auf der Jagd (Jagende Nymphen), 1836, Landschaft bei Tivoli, 1839, Taufe Christi, 1840–41, Römische Campagna bei Ceraites, 1843, Diana und Endymion, 1855, Christi Einzug in Jerusalem, 1855, Ariadne auf Naxos, 1857, Jakob trifft Esau, 1860 (alle Magyar Nemzeti Galéria, Budapest).
L.: WZ, 24. 11. 1860; ADB; M. Életr. Lex. (mit Bild); Markó (mit Bild); Művészeti Lex. I, II; Szinnyei; Thieme–Becker; Wurzbach; (L. Mielichhofer), in: Sonntags-Blätter 2, 1843, S. 1103ff.; J. Kopp, M. K. ismeretlen levelei, 1942, S. 210ff.; G. Ö. Pogány, Id. M. K., 1954; G. Ö. Pogány, in: Művészettörténeti tanulmányok. A művészettörténeti dokumentációs központ évkönyve 1954–55, 1957, S. 366ff. (mit W.); H. Schöny, Wiener Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 81; É. Bodnár, Id. M. K., 1980; E. Szurcsikné Molnár, in: Ars Hungarica 19, 1991, S. 171ff.; The Dictionary of Art 20, 1996; O. Hessky, Pittori ungheresi in Italia 1800–1900, Roma 2002 (Kat.); G. Szvoboda Dománszky, M., 2004; E. Róka, in: Annales de la Galerie Nationale Hongroise / A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 24, 2002–05, 2005, Nr. 9, S. 82f.; O. Hessky, Id. M. K., 2006; Z. Dragon, in: Bulletin of the National Gallery in Prague 18–19, 2008–09, S. 60ff.; M. K. és köre. Mítosztól a képig, ed. G. Bellák u. a., Budapest 2011 (Kat.); G. Galavics, in: Művészettörténeti Értesítő 60, 2011, S. 405ff.; S. Grabner, in: Wiener Geschichtsblätter 68, 2013, S. 201ff.; A. W. Wagner, Eine österreichische Künstlerbiographie der Neuzeit, o. J. (Ms., Wienbibliothek im Rathaus); ABK, Österreichische Galerie Belvedere, Wienbibliothek im Rathaus, alle Wien; Pfarre Eisenstadt-Oberberg, Burgenland; Magyar Nemzeti Galéria, Budapest, H; Štátny archív v Levoči, SK; Mitteilung Orsolya Hessky, Budapest, H.
(S. Grabner)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 97
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Medien
Ideale Landschaft (Italienische Landschaft), 1837, Wien, Belvedere, Inv.-Nr. 583
Landschaft mit der Berufung des Hl. Petrus, 1847, Wien, Belvedere, Inv.-Nr. 7819
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