Marlin Josef, Ps. Jósi, Dichter. * Mühlbach (Sebeş, Siebenbürgen), 27. 8. 1824; † Preßburg, 30. 5. 1849. 1845 stud. er an der Univ. Wien; hier veröff. er in den „Österreichischen Blättern für Literatur, Kunst, Geschichte, Geographie, Statistik und Naturkunde“ den wegweisenden Aufsatz „Über den Ursprung und die Literatur der walachischen Sprache“, dem er eigene Übers. von Volksliedern beifügte. 1846 in die Heimat zurückgekehrt, wandte er sich erneut dem Drama zu, dem schon Versuche in der Gymnasialzeit gegolten hatten („Harteneck“, 1956 wiederentdeckt, 1958 im Sammelbd. gedruckt). Hauptsächlich schrieb er nun aufrüttelnde Gedichte in der Nachfolge Herweghs, dem er das Sonett „An den Lebendigen“ widmete. Die Gedichte erschienen tw. in den liberalen Kronstädter „Blättern für Geist, Gemüt und Vaterlandskunde“ und wurden 1847 zum aufsehenerregenden Band „Politische Kreuzzüge . . .“ vereinigt. Ab 1847 lebte M. meist in Pest, zuerst als Hauslehrer, dann als Journalist, schließlich als stellvertretender Schriftleiter der fortschrittlichen „Pester Zeitung“. Seine von Scott beeinflußten „orientalischen“ Romane ernteten Erfolg, einige Erzählungen erschienen jedoch erst posthum in Buchform. Seine scharf gesellschaftskrit. „Siebenbürger Briefe“ in der „Pester Zeitung“ sowie das nach Ausbruch der 1848er Revolution veröff. „Politische Programm“, worin er seine Landsleute aufforderte, das Neue zu unterstützen, trugen ihm die Feindschaft des sächs. Patriziats ein. Er zog sich dann nach Preßburg zurück, wo er als Korrespondent der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ tätig war. M., der in seinem unvollendet gebliebenen Roman „Horra“ (Horia) den 1784er Aufstand der Motzen (Rumänen aus den Westkarpaten) gestaltete, ist der Hauptvertreter der dt.sprachigen siebenbürg. Literatur im Vormärz.