Mataja Heinrich, Politiker und Journalist. * Wien, 14. 3. 1877; † Wien, 23. 1. 1937. Bruder der Vorigen und des Folgenden; stud. an der Univ. Wien Jus, 1900 Dr.jur. 1909/10 errichtete er in Wien eine eigene Rechtsanwaltskanzlei und wandte sich etwa gleichzeitig der Politik zu, die seine eigentliche Lebensaufgabe wurde. Dank seiner rhetor. und agitator. Fähigkeiten machte er zunächst Karriere in der Wr. christlichsozialen Partei, in der er sich vor allem auf dem Gebiet der Parteiorganisation und -reform große Verdienste erwarb; 1910–27 Mitgl. der Parteileitung. Am rechtesten Flügel der Partei stehend, bemühte er sich frühzeitig um den Aufbau der Heimwehr und deren enge Bindung an die christlichsoziale Partei und fungierte als Verbindungsmann von Steidle zu Seipel, als dessen engster Vertrauter er galt. 1910–18 Mitgl. des Wr. Gemeinderates, ab 1912 auch des Stadtrates, 1913 Reichsratsabg. Während des Ersten Weltkrieges machte er ausgedehnte Auslandsreisen in Approvisionierungsangelegenheiten. 1918/19 Abg. zur Provisor. Nationalversmlg. 1919/20 Abg. zur Konstituierenden Nationalversmlg., dann bis 1930 Abg. zum Nationalrat. Von Oktober 1918—März 1919 Staatssekretär für Inneres, gründete er die Wr. Stadtschutzwache als Gegengewicht zur Sozialdemokrat. Volkswehr. 1924–26 Min. für Auswärtige Angelegenheiten. M.s Versuche, handelspolit. eng mit der Tschechoslowakei und mit Italien zusammenzuarbeiten sowie seine wenig überlegten Auslandsreisen und Interviews stempelten ihn zum Anschlußgegner und erschütterten seine innenpolit. Stellung. Seine engen Verbindungen zu der in einen Korruptionsskandal verwickelten Biedermannbank führten zu seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung. Als sein Verdienst ist die Inauguration des Präferenzzollgedankens für Österr. anzusehen, der 1925 wegen des Widerstandes der Großmächte nicht realisiert werden konnte. In der Folge nahm M.s parteipolit. Einfluß bis zur gänzlichen Ausschaltung durch die Parteileitung (1930/1931) ständig ab. Erst im Ständestaat gelangte M. durch sein unermüdliches Eintreten für ein unabhängiges Österr. erneut zu hohem polit. Ansehen.