Materna, Amalia (1847-1918), Sängerin

Materna Amalia, Sängerin. * St. Georgen a. d. Stiefing (Stmk.), 10. 7. 1847; † Wien, 18. 1. 1918. Tochter eines Lehrers; wurde nach Stud. an der Musikschule in Graz als Operetten- und Possensoubrette an das Thalia-Theater engagiert und debut. 1864 als Anton in Suppés „Flotte Bursche“. Nach zweijähriger Tätigkeit wurde sie an das Carl-Theater in Wien verpflichtet. Nach weiteren Gesangstud. bei Esser (s. d.) und Koch wurde sie 1869 von Dingelstedt (s. d.) an die Wr. Hofoper engagiert, wo sie als Selica in der „Afrikanerin“ debut. und außerordentlich gefiel. Nach 25jährigem Wirken sang sie 1894 das letzte Mal als Elisabeth in „Tannhäuser“ an der Hofoper, um vorerst nur noch als Konzertsängerin und später als gesuchte Gesangpädagogin zu wirken. Sie war nicht nur eine ideale Wagnerinterpretin, sondern auch die erste Wr. Amneris (1874) und mit sensationellem Erfolg Goldmarks (s. d.) Kgn. von Saba (1875). M. gab Gastspiele an allen bedeutenden Opernbühnen und feierte u. a. 1884/85 an der Metropolitan Opera in New York Triumphe. 1877 und 1882 unternahm sie mit Wagner, mit welchem sie eine tiefe, nicht nur für M.s künstler. Entwicklung bedeutende Freundschaft verband, vielbejubelte Konzertreisen nach London und Amerika. Den künstler. Höhepunkt ihrer Karriere bildete zweifellos ihre Tätigkeit bei den Bayreuther Festspielen, wo sie 1876 die Brünnhilde (die ihre gefeiertste Partie wurde) und 1882 die Kundry kreierte, die sie bis 1891 sang. M., k. k. Kammersängerin, war ab 1865 mit dem Schauspieler Karl Friedrich verheiratet.

Hauptrollen: Brünnhilde (R. Wagner, Der Ring des Nibelungen); Kundry (ders., Parsifal); Isolde (ders., Tristan und Isolde); Ortrud (ders., Lohengrin); Elisabeth (ders., Tannhäuser); Leonore (L. v. Beethoven, Fidelio); Amneris (G. Verdi, Aida); Kgn. v. Saba (H. Goldmark, Die Kgn. v. Saba); Alceste (Chr. W. Gluck, Alceste); Armida (ders., Armida); Gfn. (W. A. Mozart, Die Hochzeit des Figaro); Donna Anna (ders., Don Giovanni); etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 5., 8. und 12. 10. 1902, 12. 7. 1907, 10. 7. 1915, 18., 21., 22., 24. 1. und 2. 2. 1918; RP vom 18. 1. 1918; Neues Wr. Journal vom 11. 1. 1925; N. Wr. Tagbl. vom 11. 1. 1943 und 10. 7. 1944; Dt. Bühnenjb., 1919, S. 121 f.; Eisenberg; Enc. dello spettacolo, Bd. 7, 1960; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Katalog der Porträtsmlg.; Kosch, Theaterlex.; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Frank–Altmann; Riemann; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Lex. der Frau; R. Lothar–J. Stern, 50 Jahre Hoftheater, 1898; M. Graf, Die Wr. Oper, 1955, S. 130 ff.; E. Knipel, Das k. k. Hofoperntheater unter der Leitung F. Jauners 1875–80, phil. Diss. Wien, 1969, S. 214 ff.; 100 Jahre Wr. Oper, Katalog der Jubiläumsausst., 1969, S. 51 f.
(E. Marktl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 139
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