Mayreder, Rudolf (1864-1937), Techniker und Bauunternehmer

Mayreder Rudolf, Techniker und Bauunternehmer. * Wien, 5. 3. 1864; † Wien, 30. 5. 1937. Bruder des Architekten Julius M. (s. d.) und des Architekten und Stadtplaners Karl M. (s. d.), Schwager der Vorigen; stud. an der Univ. Wien 1883–88 Jus (1888 Dr. jur.), 1884–90 an der Techn. Hochschule Wien das Bauingenieurwesen. Er arbeitete zunächst in der Bauunternehmung P. Kraus und machte sich dann als Ziviling. für das Bauwesen und als Ingenieurkonsulent für das Vermessungswesen selbständig. 1895 wurde er in den Wr. Gemeinderat und 1896 in den Reichsrat gewählt. Als Stadtrat übernahm er das techn. Referat und förderte alle Belange der Stadtplanung, zu der er auch schon durch Mitarbeit am Konkurrenzprojekt seiner Brüder für den Generalregulierungsplan beigetragen hatte. In seine Amtszeit fielen der Ausbau der Wr. Verkehrsanlagen und die Elektrifizierung der Straßenbahn, der Bau der Gas- und Ε-Werke und der 2. Hochquellenwasserleitung, die Wienflußregulierung und die Anlage des Kanalnetzes. Nach seinem Rücktritt (1901) projektierte er zunächst die Karstbahn zwischen Görz, St. Andrä und Triest und schuf ein neues Projekt für die Wachaubahn zwischen Krems und Grein, dessen Ausführung er anstelle des älteren Donauuferbahnprojektes durchsetzte. Die neue, techn. schwierige Trassenführung schonte in vorbildlicher Weise die Landschaft und die Siedlungsbilder am Strom. In großen techn. Schwierigkeiten hatte er sich schon beim Stadtbahnbau bewährt, als nach seinen Angaben die bis dahin größte Tunnelbaumaschine für den Vollvortrieb in Schildbauweise konstruiert und eingesetzt wurde. 1907 wurde M. Gesellschafter der Bauunternehmung P. Kraus (ab 1910 Bauges. m. b. H. Ingre. Mayreder, Kraus & Co.) und beteiligte sich damit maßgeblich am Bau der 2. Hochquellenwasserleitung, am Ausbau des österr. Bahnnetzes, vor allem der Gebirgsbahnen, an der Donauregulierung und am Bau wichtiger Brücken. 1912 ließ M. bei der Druckluftgründung einer Donaubrücke erstmalig in Österr. Stahlbetoncaissons absenken und verwendete im Tunnelbau zum ersten Mal die Druckluftbohrung. Beim Ausbau des österr. Straßennetzes leistete M. durch wiss. Erprobung neuer Bauweisen einen wesentlichen Beitr. zur Entwicklung des Stahlbetonbrückenbaues und der modernen Straßenbeläge. 1913 Präs. der Ingenieurkammer für Wien und NÖ.

W.: Generalregulierungsplan für Wien, Konkurrenzprojekt „Pro Urbe“, gem. mit J. und K. M., 1892/93; Karstbahn Görz–St. Andrä–Triest, 1903 ff.; Hochquellenwasserleitung, Baulos Wilhelmsburg, 1907 ff.; Wachaubahn Krems–Grein, 1908–10; Wechselbahn, Scheitelstrecke, 1909 ff.; Reschenscheideckbahn, 1918 ff.
L.: O. Knauer, Das österr. Parlament von 1848–1966, in: Österr.-Reihe 358/59–360/61, 1969; R. Schweitzer, Der Generalregulierungsplan für Wien (1893–1920), in: Berr. zur Raumforschung und Raumplanung, Jg. 14, 1970; 100 Jahre Mayreder, 1970; Archiv der Stadt Wien.
(R. Schachel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 10f.
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