Meissner Paul Traugott, Chemiker. * Mediasch (Mediaş, Siebenbürgen), 23. 3. 1778; † Wien-Neuwaldegg, 9. 7. 1864. Vater des Eisenbahntechnikers Karl L. v. M. (s. d.); war 1793–97 Apothekerlehrling in Schäßburg, stud. ab 1797 Chemie und Pharmazie in Wien, dann in Pest (1802 in Pest Mr. pharm.) und war 1803–15 als Apotheker in Schäßburg, Kronstadt und Bad Aussee tätig. 1815 wurde M. Adjunkt am Polytechnikum in Wien, 1816 o. Prof. der speziellen techn. Chemie. Ab 1823 suppl. er die Vorlesungen über allg. Chemie, bis er 1842 den Lehrstuhl für allg. Chemie erhielt. 1845 über eigenes Ansuchen i. R., hielt er aber wieder ab 1850 begeistert aufgenommene Vorlesungen über die Wärme (Pyrotechnik). Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. o. Mitgl. der Ges. zur Beförderung der gesamten Naturwiss. in Marburg, Ehrenmitgl. der pharmazeut. Ges. in St. Petersburg. M. erlangte zu seiner Zeit auf dem Gebiet der techn. Chemie, insbesondere auf dem Gebiet der Aräometrie, weltweite Bedeutung. Er erfand u. a. zwei Teilungsinstrumente für gerade Linien zur genauen Anfertigung von Aräometern und Thermometern (wofür er 1819 eine k. Belohnung von 4000 fl erhielt) und die Heizung der Eisenbahnwaggons (1850). Auf dem Gebiet der Heizungstechnik seien vor allem seine Arbeiten über die Zentralheizung mit Warmluft erwähnt. Die M.sche Warmluftheizung fand rasch weite Verbreitung und wurde in vielen privaten und öff. Gebäuden eingeführt. Auch seine Arbeiten im Zusammenhang mit der Gasbeleuchtung (Steinkohlengas) und mit der Flintglasherstellung waren von grundlegender Bedeutung. Darüber hinaus war M. auch auf dem Gebiet der Med. (z. B. Verwendung des Äthers für die Narkose), der Pharmazie und der Politik wiss. und publizist. tätig. Der Umstand, daß er in späterer Zeit den sich anbahnenden neuen Auffassungen in der Chemie zu wenig Rechnung trug, führte zu polem. Auseinandersetzungen mit Liebig.