Meithner Karl, Betriebswirtschafter. * Wien, 27. 5. 1892; † Wien, 13. 12. 1942. Stud. an der Exportakad. (Hochschule für Welthandel) in Wien, wo er die Lehramtsprüfung für höhere Handelsschulen und die Diplomprüfung ablegte, und an der Univ. Wien. 1929 Dr. rer. pol. Wirkte ab 1919 als Ass. an der Hochschule für Welthandel, 1931 Habil. für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Welthandel, 1932 tit. ao. Prof., 1934 ao. Prof. für Betriebswirtschaftslehre. 1938 wurde M. durch die Nationalsozialisten von der Hochschule entfernt. Nach Verhaftung (1942) und Verurteilung im selben Jahr zu sechs Jahren Zuchthaus wegen Kenntnis von verräter. Vorhaben und Unterlassung der Anzeige, während des Prozesses erweitert auf Hochverrat, starb M. im Wr. Inquisitenspital. M.s Hauptarbeitsgebiete waren neben der allg. Betriebswirtschaftslehre die Bankbetriebslehre und der Börsenverkehr. Er verband in seinen Veröff. umfassende Kenntnis betriebswirtschaftlicher Techniken und der betrieblichen Realität mit der Einsicht in die Probleme der wirtschaftswiss. Theorie, wobei ihm vor allem die Arbeiten der Grenznutzenschule als Grundlage dienten. Unter dem Einfluß von Nicklisch vertrat er die Ausweitung des Gegenstandes, der als selbständige Teildisziplin der Wirtschaftswiss. verstandenen Betriebswirtschaftslehre, von einer privatwirtschaftlich ausgerichteten Unternehmungslehre zu einer alle wirtschaftlichen Einheiten einer Volkswirtschaft untersuchenden Lehre, die somit auch die Haushalte einbeziehen sollte. Betriebs- und Volkswirtschaftslehre zeigen nach M. „andere Seiten des wirtschaftlichen Geschehens“, wobei von ersterer „der Betrieb als eine mit konkreten Tatbeständen und Aufgaben erfüllte wirtschaftliche Organisationseinheit betrachtet wird, mit der das Prinzip der Wirtschaftlichkeit und des wirtschaftlichen Wertens überhaupt untrennbar verbunden erscheint“.