Melan Joseph, Techniker. * Wien, 18. 11. 1853; † Prag, 6. 2. 1941. Sohn eines Seidenwarenerzeugers; stud. 1869–74 an der Techn. Hochschule in Wien, war dann an der Lehrkanzel für Brückenbau Ass. Winklers, der ihn nachhaltig beeinflußte. Nach dem Abgang Winklers (1878) war M. bei dessen Nachfolger Rziha als Ass. tätig. 1880 Habil. für die Theorie des Brücken- und Eisenbahnbaues an der Techn. Hochschule in Wien, 1886 ao. Prof. für Baumechanik und graph. Statik an der Dt. Techn. Hochschule in Brünn, 1894 o. Prof., 1896/97 Rektor, 1902 o. Prof. für Brückenbau an der Dt. Techn. Hochschule in Prag, 1903 Rektor, 1923 i. R. M. wies durch Versuche nach, daß es möglich sei, anstelle der dünnen Drähte, die als Bewehrung des Betons verwendet wurden, starke biegungssteife Stahleinlagen zu verwenden. Der Vorteil dieser Bauweise, die als „System Melan“ international bekannt wurde und die vor allem für weitgespannte Bogenbrücken Anwendung fand, war der Wegfall eines eigenen Lehrgerüstes, denn die Schalung für die Herstellung des Betonbogens konnte unmittelbar an die Stahlkonstruktion angehängt werden. Dieses Bausystem wurde auf der Pariser Weltausst. 1900 mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. Auf Grund von Versuchen stellte M. eine Theorie der Verbundbauweise auf, die noch heute die Grundlage der verschiedenen Berechnungsweisen bildet. Im Hdb. der Ingenieurwiss., Abschnitt „Brückenbau“, berücksichtigte M. in dem der Theorie der Hängebrücken gewidmeten Tl. zum ersten Mal den Einfluß der Verformung unter der Belastung auf die inneren Kräfte und betrat damit vollständiges Neuland. Dieser Arbeit verdankte M. 1902 den Auftrag des Brückenbaudep. der Stadt New York für die Nachrechnung der Williamsbrücke mit 500 m Spannweite über den Hudson. Ebenso wurde er 1906 mit der Überprüfung der Berechnung der Hell-Gate-Brücke (300 m Spannweite) der New York Connecting Ry. betraut. M. entwarf eine große Anzahl von Ingenieurbauten, vornehmlich Brückenbauten. Seine Betonbauweise fand nicht nur in Österr.-Ungarn, sondern auch in der Schweiz und Italien, vor allem aber in den USA Verbreitung. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Dr.h.c. der Techn. Hochschulen in Brünn, Aachen und Wien (1926), 1915 o. Mitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen und 1933 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien.