Melič, Johann (1763-1837), Gynäkologe und Geburtshelfer

Melič Johann, Gynäkologe und Geburtshelfer. * Prag, 7. 5. 1763; † Wien, 28. 2. 1837. Stud. an den Univ. Prag (1786 Dr. med. und Mag. der Geburtshilfe), Wien, Erlangen, Jena und Kassel. M. errichtete und erhielt aus eigenen Mitteln, später auch durch Spenden, eine Privatentbindungsanstalt für arme verheiratete Frauen und die sog. „Krankenbesuchsanstalt“ zur ambulanten Behandlung und Betreuung armer Frauen und Kinder. 1792 Prof. der prakt. Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten an der Univ. Prag. 1793 wurde seinen Anstalten das Öffentlichkeitsrecht zuerkannt, 1803 wurden sie hauptsächlich wegen mangelnder Geldmittel geschlossen, obwohl M. zur Verbesserung der finanziellen Lage 1796 an der internen Abt. des Prager Allg. Krankenhauses ein Primariat übernommen hatte. In der Geburtshilfe bleibt M.’ Name mit der Feststellung verbunden, daß bei Absonderung der Placenta praevia die offenen uteroplacentaren Gebärmutterblutgefäße bluten und nicht die Placenta. Er forderte für die Frauen eine permanente gynäkolog. Betreuung, befaßte sich in einer bahnbrechenden Arbeit nach den Matriken der St. Niklaskirche auf der Prager Kleinseite mit der Bewegung der Bevölkerung für die Zeitspanne von mehr als 90 Jahren, schlug für die Armen eine Krankenversicherung vor und entwarf Pläne zur Organisation der Volksgesundheitspflege. M. fand bei seinen Zeitgenossen kein Verständnis. Als er 1806 seiner Professur enthoben wurde, ging er nach Wien, wo er als Arzt tätig war. Er war Ehrenmitgl. der Helvet. Ges. korr. Ärzte und Wundärzte in Zürich, Mitgl. der Mineralog. Ges. in Jena.

W.: Einige Bemerkungen aus der theoret.-prakt. Geburtshülfe, in: Archiv für Geburtshülfe, Frauenzimmer- und neugeborner Kinderkrankheiten, 1789; Von der Umbeugung der Gebärmutter . . ., 1790, 2. Aufl. 1792; Tabellar. Verzeichnis der Getrauten, Getauften und Zwillinge, von 1616 nebst den Gestorbenen von 1696–1788, Junius, gezogen aus den Jbb. der Kleinseitner St. Niklas, ehem. St. Wenzelspfarre in Prag, in: Archiv für Geburtshülfe, Frauenzimmer- und neugeborner Kinderkrankheiten, 1790; Einige Beobachtungen aus der prakt. Geburtshülfe vorzüglich in Rücksicht des Fiebers, welchem meistens die Kindbetterinnen unterworfen sind, ebenda, Bd. 3, 1791; Über den auf dem Muttermunde aufsitzenden Mutterkuchen, ebenda, 1791; Abh. von dem Nutzen der genauen und gründlichen Kenntnis der Geburtshilfe für die Heb-, Weiber- und Kinderärzte, 1793; Darstellung einer durch das Krankenbesuchsinst. einzuführenden allg. medizin. Gesundheitsassekuranzanstalt für minder bemittelte Beamte, Handwerker, Studierende und andere Einwohner einer Hauptstadt, 1795; Skizzierte Gedanken über den Zweck und Umfang der Volksmed., in: Archiv für die Volksarzneikde., Bd. 1, 1796; etc.
L.: Med.-chirurg. Ztg., 1797, S. 368; Praktický lékař, 1957, S. 781 ff.; K. Klaus, Tradice české gynekologie (Die Tradition der böhm. Gynäkol.), 1953; L. Sinkulová, Krankenbesuchsanstalt – Idea obvodního systému v osvícenském zdravotnictví (Krankenbesuchsanstalt – eine Idee des Distriktssystems im aufgeklärten Gesundheitswesen), in: Čs. zdravotnictví (Das Tschechoslowak. Gesundheitswesen), 1972, S. 33 ff.; UA Prag.
(E. Rozsívalová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 28, 1974), S. 209
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