Mentasti, Alois (1887–1958), Politiker und Weinhauer

Mentasti Alois, Politiker und Weinhauer. Geb. Sooß (Niederösterreich), 15. 2. 1887; gest. ebd., 23. 4. 1958. Bäuerlicher Herkunft. – M. absolvierte nach der Volksschule eine Maler- und Anstreicherlehre und ging bis 1909 auf Wanderschaft, wobei er mit den Ideen der Arbeiterbewegung in Berührung kam. 1918 übernahm er die elterliche Wirtschaft in Sooß und wandte sich bereits im darauffolgenden Jahr der Politik zu. Er war 1919–34 sozialdemokratischer Gemeinderat und lange Zeit auch Vizebürgermeister von Sooß, 1922–34 Bezirks- und Landeskammerrat und 1927–34 Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich, außerdem fungierte er als Obmann des Bezirksstraßenausschusses für den Bezirk Baden. M. war Vizepräsident der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer, 1923 Mitbegründer und bis 1934 Obmann des Verbands der freien Arbeitsbauern (der 1945 als Österreichischer Arbeitsbauernbund reaktiviert wurde). Nach den Februarereignissen 1934 wurde er vom Regime des „Ständestaats“, ab 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt, unter Polizeiaufsicht gestellt und sowohl 1934 als auch 1944 zeitweise inhaftiert. Nach der Befreiung Österreichs fungierte er Ende April bis Ende Dezember 1945 als Unterstaatssekretär im Staatsamt für Land- und Forstwirtschaft sowie 1945–55 als Bürgermeister von Sooß, wo er sich v. a. um die Entwicklung der lokalen Infrastruktur verdient machte. Ab 1945 Obmann bzw. Ehrenobmann des Österreichischen Arbeitsbauernbunds, amtierte M. 1945–50 als 2. Präsident der Niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer. Auf landespolitischer Ebene vertrat er die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) 1945–49 als Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag und bekleidete das Amt des 2. Landtagspräsidenten, danach fungierte M., der 1946–53 auch Mitglied des Parteivorstands der SPÖ war, bis 1953 als Abgeordneter zum Nationalrat. Als prägende Persönlichkeit der sozialdemokratischen Agrarpolitik in der Nachkriegszeit waren ihm der landwirtschaftliche Wiederaufbaufonds und die Förderung des Weinbaus ein besonderes Anliegen. M. wurde 1957 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet, ferner war er Ökonomierat.

W.: Ed.: Österreichischer Arbeitsbauernbündler 1–9, 1945–54.
N.: Österreichischer Arbeitsbauernbündler, 3. 5. 1958 (m. B.).
L.: Österreichischer Arbeitsbauernbündler, 9. 2. 1957, 23. 2. 1957 (beide m. B.); 750 Jahre Sooß, 1957, bes. S. 32 (m. B.); H. Maukner, Der Niederösterreichische Landtag in der Ersten Republik, phil. Diss. Wien, 1966, s. Reg.; J. Prinz – L. Kammerhofer, Kurzbiographien, in: Die Länderkonferenzen 1945, red. W. Rosner, 1995, S. 151; Biographisches Handbuch des NÖ Landtages und der NÖ Landesregierung 1921–1995, 1995; Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1998, 1998; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert, 2003; Materialiensammlung ÖBL, Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, beide Wien.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)