Messenhauser, Wenzel Georg (Cäsar); Ps. Wenzeslaw March, Johannes Erin (1811-1848), Offizier und Schriftsteller

Messenhauser Wenzel Georg (Cäsar), Ps. Wenzeslaw March, Johannes Erin, Offizier und Schriftsteller. * Proßnitz (Prostějov, Mähren), 4. 1. 1811; † Wien, 16. 11. 1848 (hingerichtet). Sohn eines Baon. Tambours; bezog 1819 das Knabenerziehungshaus des k. k. IR 1, 1829 beim Linien IR seiner Schule assentiert, 1830 Gefreiter, 1832 Korporal und durch die Gunst des Obst. im Gen.Stab, P. Zanini, des späteren ersten konstitutionellen Kriegsmin., zum Fähnrich im IR 15 befördert. 1839 Unterlt. 1. Kl. In dieser Zeit trat M. mit seinen ersten literar. Arbeiten hervor, für die er die Unterstützung des kommandierenden Gen. von Galizien erhielt, auf dessen Verwendung hin er 1839 zum IR 4, Hoch- und Deutschmeister, nach Wien versetzt wurde. Hier verbrachte er die für seinen schriftsteller. Werdegang entscheidenden Jahre. 1845 Oblt. 1846 mit seinem Rgt. nach Galizien zur Bekämpfung des dortigen Aufstandes disloziert, war M. 1847 in Lemberg stationiert. Im März 1848 beteiligte sich M. an der Aufstellung einer Nationalgarde in Lemberg, weshalb er nach Wien versetzt und hier mit drei Tagen Profosenarrest bestraft wurde. Er entsagte dem Off.Beruf, wurde am 28. 4. 1848 aus der Armee entlassen und trat nun als polit. Schriftsteller und Journalist hervor. Am 12. 10. 1848 wurde M. zum provisor. Oberkmdt. der Wr. Nationalgarde gewählt, ohne sich darum beworben zu haben. Ehrlich bemüht, zwischen der konservativen und radikalen Partei in Wien ausgleichend und mäßigend zu wirken, geriet er zwischen beide Lager und wurde das Opfer seiner eigenen Willenlosigkeit und mangelnden Durchschlagskraft. Nachdem er am 29. 10. die Kapitulation der Stadt gegen die k. Belagerungsarmee durchgesetzt hatte, nahmen die unter seinem Befehl stehenden Verteidiger Wiens am 30. 10. bei Bekanntwerden des Anrückens der ung. Armee den Kampf wieder auf. Nach Einnahme der Stadt durch Windischgrätz stellte sich M. am 5. 11. den Militärbehörden und wurde in einem kriegsgerichtlichen Verfahren am 11. 11. einstimmig zum Tode verurteilt und am 16. 11. im Stadtgraben nächst dem Neutor erschossen. M.s dichter. Schaffen richtete sich nach dem Zeitgeschmack und entsprach der Theatralik seines persönlichen Wesens. Der Ruhm seines literar. Werkes begann mit der schwindenden Erinnerung an den heldenmütig gestorbenen Nationalgardeoberkmdt. von Wien, der seine eigene Hinrichtung befehligt hatte, zu verblassen.

W.: Demosthenes (Drama), 1841; Sieben Uhr (Lustspiel, nach J. de Premarey), 1843; Wildnis und Parkett (Novellen), 1847; Ernste Geschichten, 1848; Erzählungen des österr. Hausfreundes, 1848; Die Polengräber (Novellen), 1848; Novellen und Erzählungen, 1848–50; Gold wiegt schwer (Trauerspiel), 1849; Letzte Novellen und Erzählungen, 1850; Der Ratsherr (Roman), 1850; Polit. Schriften und Flugbll., 1848; Beitrr. für Der Humorist, 1841–1845, und Der Radicale, 1848. Hrsg.: Die Volkstribüne, 1848.
L.: Wr. Kurier vom 3. 11. 1951; Bll. für literar. Unterhaltung, 1849, S. 801 f.; Österr., 1918/19, S. 449 ff.; J. F. Nitschner, W. M., 1849; B. Friedemann, M., 1849; G. Freytag, W. M., in: Ges. Werke, Bd. 16, 1887, S. 3 ff.; F. Telmann, M. (Drama), 1904; M. Ehnl, W. C. M., 1948; W. Luegmayr, M. als Schriftsteller, 1917; H. Fried, C. W. M.: seine literar. Arbeiten im Rahmen der österr. Offiziersdichtung, phil. Diss. Wien, 1936; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 2–3, s. Reg.; K. Schütz, Deutschlands Dichter und Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 1862; F. Wienstein, Lex. der kath. dt. Dichter . . ., 1899; R. Charmatz, Lebensbilder aus der Geschichte Österr., 1947; N. Österr. Biogr., Bd. 15, 1963, S. 62 ff.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Neuer Nekrolog der Dt., Jg. 26, 1848; ADB; Masaryk; Otto 17; R. Gottschall, Die dt. National-Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jh., 1861; Uhlirz, Bd. 2/1, S. 649 ff.; E. Zöllner, Geschichte Österr. von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. Aufl. 1962, S. 359 f.
(H. Größing)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 28, 1974), S. 241f.
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