Meynert Hermann Günther, Ps. Janus, Historiker, Journalist und Schriftsteller. * Dresden, 20. 12. 1808; † Wien, 10. 3. 1895. Vater des Folgenden und Großvater der Schriftstellerin D. Stockert-M. (1870–1949), Sohn eines Advokaten; Dr. phil. M. begann seine schriftsteller. Laufbahn Ende der 20er Jahre mit Gedichten, Novellen, Theaterberr. und krit.-satir. Aufsätzen, vor allem für Dresdner und Leipziger Bll. („Merkur“, „Der Komet“, später „Planet“, und „Hebe“ etc.) und verschiedene (später auch Wr.) Almanache. 1830/31 gab er – zunächst als Lokalbeilage zum Dresdner „Merkur“, dann selbständig – ein humorist.-lokalsatir. Bl. für gesellschaftliche und künstler. Interessen heraus: „Janus, oder Dresden und Leipzig, wie es war und ist“, das wegen seines polem. Tons jedoch bald von der Zensur unterdrückt wurde. Durch seine Frau, die Sängerin M. Emmering, kam M. dann nach Wien, wo er als Nachfolger Saphirs Hauptmitarbeiter an A. Bäuerles (s. d.) Theaterztg. wurde, für die er auch schon vorher Beitrr. verfaßt hatte. Neben Buchrezensionen sowie Novellen und Erzählungen (die auch in eigenen Smlg. erschienen) und – häufig in pseudoromant. und historisierender Manier – stark dem Zeitgeschmack Rechnung trugen, wurden vor allem seine Theaterrezensionen bedeutsam, die durch ihre ruhige Objektivität einen Fortschritt in der Wr. Theaterkritik einleiteten. Im Frühsommer 1841 zog er nach Wien, wo er bis 1847 Mitarbeiter der Theaterztg. und 1860–1865 Red.Mitgl. der „Wiener Zeitung“ war, 1848 selbst als Ztg.Hrsg. hervortrat („Wiener Allgemeine Damenzeitung“, Jänner–März 1848, „Der österreichische Nationalgardist und constitutionelle Staatsbürger“, April–Juni, ab Juli Mitred. J. Hirtenfelds, s. d., am „Österreichischen Soldatenfreund“), wobei er nie von einer zurückhaltenden und loyalen Linie abwich. Nach 1848 zog sich M. auf seine hist. Stud. zurück. In seinen hist. Werken – vor allem Monographien und Gesamtdarstellungen–, die auf genauen Archivstud. und einem reichen Wissen basieren, verband M. einen volkstümlichen Ton mit strengster vaterländ. Gesinnung, was ihn auch zur Abfassung von Schulbüchern prädestinierte und ihm die Unterstützung sowie Aufträge des Innenmin. sicherte. Seine Vielseitigkeit und Produktivität zeigte sich daneben nicht nur in seiner Mitarbeit an verschiedenen, zumeist enzyklopäd., Unternehmen des Verlegers Hartleben („Neuer Plutarch“, „Galettis Weltkunde“, „Balbis Allgemeine Erdbeschreibung“), sondern vor allem auch in seinen militärgeschichtlichen Werken, die z. Tl. in Zusammenarbeit mit Hirtenfeld entstanden und für ihre Zeit grundlegend gearbeitet, als erste den Stand der Wiss. zusammenfassen und bis heute nicht überholt oder durch Besseres ersetzt sind. In späteren Jahren behandelte M., vielfach geehrt und ausgezeichnet, in Feuilletons, die zumeist in der „Wiener Abendpost“ erschienen, Episoden aus der Geschichte und Kulturgeschichte der Stadt Wien.