Mrštík Vilém, Schriftsteller. * Ingrowitz (Jimramov, Mähren), 14. 5. 1863; † Diwak b. Auspitz (Diváky u Hustopečí, Mähren), 2. 3. 1912 (Selbstmord). Bruder des Vorigen; wollte Maler werden, stud. einige Zeit an der Univ. Prag Jus, widmete sich dann jedoch ausschließlich der Literatur. 1889 übersiedelte er von Prag nach Diwak zu seinem Bruder Alois, mit welchem er gem. 1907–10 die Z. „Moravskoslezská revue“ (Mähr.-schles. Revue) red. M.s Prosaskizzen, Feuilletons, Polemiken und Kritiken erschienen in den Z. und Ztg. „Rozhledy“ (Die Rundschau), „Světozor“ (Weltrundschau), „Lumír“, „Zlatá Praha“ (Goldenes Prag), „Hlas národa“ (Die Volksstimme), „Národní listy“ (Volksbll.), „Literární listy“ (Literar. Bll.), „Česká revue“ (Tschech. Revue) etc. M. war ein Vorkämpfer des russ. Realismus und des französ. Naturalismus in Böhmen. Das maler. Sehen, die Sinnesbezauberung durch die Natur sowie Erkenntnis der sehnsüchtigen Jugendseele kennzeichnen seine kleineren Prosastücke und Romane. Die Tragödie der Gattenmörderin Maryša bildet den Höhepunkt der tschech. realist. Dramatik im 19. Jh. Durch seine erbitterte Verteidigung des hist. Charakters von Prag bei der Assanierung der Stadt übte M. einen starken kulturpolit. Einfluß aus.