Müller, Marie (1847–1935), Malerin

Müller Marie, Malerin. Geb. Wien, 10. 7. 1847; gest. ebd., 21. 3. 1935; röm.-kath. Tochter des Lithographen Leopold Müller (geb. Wien, 15. 11. 1807; gest. ebd., 28. 8. 1862) und der Josefa Müller, geb. Bichler (geb. Marchegg, Niederösterreich, 2. 7. 1809; gest. Wien, 17. 5. 1860), Schwester u. a. von →Leopold Carl Müller und der Malerin Bertha Müller (geb. Wien, 28. 10. 1848; gest. ebd., 26. 1. 1937), Tante von →Josefine Swoboda und →Rudolf Swoboda d. J., Schwägerin von →Eduard Swoboda; ledig. – Nach dem frühen Tod der Eltern sorgte der Bruder für die fünf Schwestern, erst um 1870 besserte sich die finanzielle Lage der Familie. 1872 erfolgte die Aufnahme M.s in die Vorbereitungsschule der Wiener Kunstgewerbeschule unter →Michael Rieser, 1873–80 besuchte sie mit Unterbrechungen die Fachschule von →Ferdinand Laufberger, beide ehemalige Mitschüler ihres Bruders, ein dritter enger Freund, →August von Pettenkofer, förderte die beiden Schwestern ebenfalls. 1880 bezogen diese gemeinsam den Vorraum des Ateliers ihres Bruders an der Akademie der bildenden Künste, wo sie bis 1890 arbeiteten. Im Winter 1883/84 begleitete M. ihren Bruder nach Ägypten und malte dort Porträts von „Orientalen“ sowie Interieurs an, die über Henry Wallis, den Kunsthändler des Bruders in London, zum Verkauf gelangten. 1886 gelang ihr mit sieben Porträts bei der Jahresausstellung des Wiener Künstlerhauses der erste große Erfolg. Ab diesem Zeitpunkt erfolgten regelmäßige Eingaben zur jährlichen Ausstellung (1888 wurden zwei Studienköpfe aus Kairo vom Kaiserhaus angekauft). 1889 verstarb Pettenkofer und setzte die vier ledigen Schwestern als Erbinnen ein. 1890 übersiedelten sie gemeinsam in eine Wohnung in der Paniglgasse (Wien 4) und M. erhielt ein eigenes Atelier an der Akademie der bildenden Künste, das sie bis 1902 behalten konnte. Im selben Jahr fertigte sie eine Reihe von Porträtbildnissen Pettenkofers an, 1891 erhielt sie einen Auftrag der Stadt Wien für ein Porträt der Dichterin →Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, mit der sie regen Kontakt und einen Briefwechsel unterhielt. M., die ihre Aufträge vornehmlich aus der wohlhabenden Wiener Gesellschaft erhielt, nahm mit ihren Arbeiten u. a. 1892 an der Internationalen Kunstausstellung in München sowie an der III. Internationalen Aquarellausstellung in Dresden teil. Nach dem Tod ihres Bruders entledigte sie die Nachlassversteigerung aller finanziellen Sorgen. Die Sommermonate verbrachte sie meist in Hallstatt, später in Edlach. Ihre künstlerische Tätigkeit ließ in dieser Zeit, auch aufgrund gesundheitlicher Schwierigkeiten, allmählich nach. In den Inflationsjahren 1922–24 verlor sie den Großteil ihres Vermögens, besaß aber weiterhin zahlreiche Bilder des Bruders. 1932 wurden schließlich 44 seiner Orientbilder und 23 andere Werke sowie elf Werke der Schwestern in der Galerie Neumann & Salzer in Wien ausgestellt bzw. zum Verkauf angeboten. M. war ab 1901 Mitglied der Gruppe „Acht Künstlerinnen“, die im Kunstsalon Pisko in Wien bis 1912 ausstellte.

Weitere W. (s. auch Zemen): Ein Orientale in weißem Kaftan, 1884; Betty Paoli, 1886, Ida von Fleischl-Marxow, 1901/02, Dr. Ludwig von Mauthner, Dr. Karl Lueger, Baronin Sommaruga (alle Wien Museum); Junger Orientale mit beigem Umhang.
L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; H. Fuchs, Die österreichische Bildnisminiatur 2, 1982; S. Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österreich 1897–1938, 1994, S. 64; H. Zemen, Die Porträtmalerin M. M. 1847–1935, 2003 (mit Bild und W.); biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 2, 2016.
(G. Wimmer)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 424
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Medien
Orientale mit weißem Kaftan und gelbem Turban, Wien, Belvedere, Inv.-Nr. 9621