Munkácsy, Mihály von; früher Lieb, Munkácsi (1844-1900), Maler

Munkácsy Mihály von, Maler. * Munkács (Mukačevo, Karpatoukraine), 20. 2. 1844; † Bonn-Endenich (Rheinland), 1. 5. 1900. Hieß bis 1868 Lieb, 1868–80 Munkácsi. Sohn eines aus Bayern stammenden Salinenbeamten; wurde nach dem frühen Tode seiner Eltern ab 1850 von seinem Onkel, dem Advokaten Reök, in Békéscsaba erzogen. 1855 Tischlerlehrling, 1858 Geselle. M. arbeitete dann in Arad und Gyula, wo ihm E. Szamossy den ersten Unterricht im Zeichnen und Malen gab. 1864 ging er nach Pest, wo er in der Bildergalerie arbeitete. Da seine ersten, im realist. Stil gemalten Bilder und Porträts Aufmerksamkeit erregten, stud. er ab 1865 mit Unterstützung der Ges. der bildenden Künste an der Wr. Akad. der bildenden Künste und bei Rahl, 1866 an der Münchner Akad., wo A. Wagner und bes. Kaulbach, und 1867 in Paris, wo G. Courbet auf ihn einen großen Einfluß ausübten. 1868 nach München zurückgekehrt, besuchte er die Privatschule der Brüder Adam und ging noch im selben Jahr nach Düsseldorf, um bei L. Knaus Porträtmalerei zu stud. Hier fand er durch Einfluß Leibls seinen eigenen Stil. 1869 wurde er für sein Bild „Die Armensünderzelle“ mit der Silbernen Medaille des Pariser Salons ausgezeichnet. 1871, schon als bekannter Maler, übersiedelte er nach Paris, wo er in den ersten Jahren in realist. Manier ung. Volksszenen malte. Als sein aus Ungarn mitgebrachtes Erlebnismaterial immer geringer wurde, begann er große Hist. Kompositionen im eklekt. Stil zu malen. Mit „Milton“, dem Gemälde für das er 1878 mit der Großen goldenen Medaille der Pariser Weltausst. ausgezeichnet wurde, erlangte er Weltruhm. Von da an schuf M. hauptsächlich romant. Kompositionen, aber auch Interieurs, Salonbilder, Landschaften und Porträts. M., der ungeheure Summen verdiente, war einer der berühmtesten Maler seiner Zeit und einer der besten Porträtisten des 19. Jh. Sein Haus wurde ein Mittelpunkt des Pariser gesellschaftlichen Lebens. In seinen letzten Jahren – auch wegen einer immer stärker auftretenden Geisteskrankheit – wurde seine Kunst schal, seine Kompositionen schwach. M.s schöpfer. Tätigkeit erlosch mit den Gemälden „Die Landnahme“ und „Ecce Homo“. Mit dem Bild „Der Streik“ kehrte er zum Realismus seiner Jugend zurück. 1880 nob.

W.: Der erzählende Honved, 1864; Spinnendes Mädchen, 1865; Der Abschied Petőfis, 1865; Sturm in der Puszta, 1866; Überschwemmung, 1867; Die Armensünderzelle, 1870; Finstere Gasse, 1870; Die Scharpiezupfer, 1871; Nächtliche Bummler, 1873; In der Pfandleihanstalt, 1874; Der Dorfheld, 1876; Rekrutierung, 1876; Im Atelier, 1876; Milton, 1878; Detail aus dem Colpacher Park, 1878; Christus vor Pilatus, 1881; Golgotha, 1883; Deckengemälde, 1884, Kunsthist. Mus., Wien; Mozarts Tod, 1886; Kardinal Haynald, 1887; Momentane Erregung, 1888; F. Liszt, 1890; Die Landnahme, 1893, Parlament, Budapest; HI. Frauen am Kreuze, 1894; Ecce Homo, 1895; Der Streik, 1895; etc. Publ.: Emlékeim (Erinnerungen), 1921, 3. Aufl. 1950, dt. und französ., 1897; M. M. válogatott levelei (M. M.s ausgewählte Briefe), 1952.
L.: D. Malonyay, M. M., 1898, 2. Aufl. 1907; W. F. Ilges, M. v. M., 1898; Zs. Móricz, M. M., 1910; G. Feleky, M. M., 1912; C. Sedelmeyer, M. Sein Leben und seine künstler. Entwicklung, 1914; Z. Felvinczi-Takáts, M. M., 1940; L. Végvári, M. M. Gemälde-Reproduktionen, 1952; ders., Leben und Werk von M. M., 1952; K. Lyka, M., 1964; G. Perneczky, M., 1970, auch dt., französ. und engl.; Bénézit; Művészeti Lex. 3, 1967; Seubert; Thieme–Becker; Irodalmí Lex., 1965; Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Pallas; Révai; Új M. Lex.; Szinnyei; L. Bénedit, La peinture au XIXe siècle, 1927; D. Rózsaffy, La peinture hongroise au XIXe siècle, 1927; A magyarországi művészet története (Geschichte der Kunst in Ungarn), red. von L. Fülep, Bd. 1, 1970, S. 424 ff.
(K. Benda)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 442f.
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