Neder (Johann) Michael, Maler. Geb. Oberdöbling, Niederösterreich (Wien), 28. 4. 1807; gest. Wien, 30. 8. 1882 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Schustermeisters Michael Neder (geb. Währing, Niederösterreich/Wien, 5. 7. 1780; gest. Oberdöbling, 20. 1. 1842) und der Maria Neder, geb. Hengl (geb. Grinzing, Niederösterreich/Wien, 2. 7. 1777; gest. Oberdöbling, 2. 8. 1809); ledig. – N. besuchte 1821 den Sommerkurs für Historische Anfangsgründe bei →Karl Gsellhofer an der Wiener Akademie der bildenden Künste, 1824–29 studierte er Historienmalerei bei →Franz Caucig, →Anton Petter und →Johann(es) Peter Krafft (1826 Gräflich Czernin’scher Preis, 1830 Beteiligung an der Akademie-Ausstellung mit vier Arbeiten). Bald wandte er sich der Genremalerei zu und erwies sich dabei als hervorragender Beobachter, so malte er Szenen aus seiner unmittelbaren Umgebung, etwa „Der Kutscherstreit“ (1828, Österreichische Galerie Belvedere, Wien), „Fünfkreuzertanz im Prater“ (um 1829, Wien Museum), Wirtshausszenen und Kirtagsraufereien oder „Der Morgen in der Mägdekammer“ (1830, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg). Geldschwierigkeiten führten 1830/31 zum Entschluss, das Malen aufzugeben und stattdessen das Schusterhandwerk zu erlernen. Bereits 1832 griff N. das Malen wieder auf und zeigte vier Werke in der Akademie-Ausstellung, in denen er etwa sein berufliches Dilemma im Selbstporträt als Schustergeselle thematisierte (1832, Stift Kremsmünster). Auf Zureden u. a. von →Friedrich Gauermann kehrte N. 1834 endgültig zur Malerei zurück. Im selben Jahr verbrachte er drei Monate im Stift Kremsmünster, vermutlich um beim Zeichenlehrer Georg Rietzlmayr Unterricht zu nehmen. In der Folge absolvierte er bis in die 1850er-Jahre zahlreiche Aufenthalte in Maria Enzersdorf, wo er im Auftrag des Architekten Anton Jäger Porträts der Familienmitglieder sowie seiner vielen Hunde malte, außerdem dokumentierte er die Wirtschaftsgebäude, den Weinkeller, das Presshaus und die Stallungen. Er zeigte zunehmend die Tendenz, Formen zu komprimieren und Bewegungsabläufe auf das Notwendigste zu reduzieren. Sein Hauptwerk, „Die Heimkehr der Herde“ (1844, Belvedere, Wien), weist durch die Verdichtung von Raum und Form weit über seine Zeit hinaus. Mit seinen Arbeiten beteiligte er sich bis 1846 an den Akademie-Ausstellungen sowie 1855, 1856 und 1860 an den Ausstellungen des Österreichischen Kunst-Vereins. 1848 war N. Leutnant der Nationalgarde und fertigte das Gruppenporträt „Nationalgarde von Döbling“ (1848, Wien Museum, mit vorbereitenden Zeichnungen) in Anlehnung an Rembrandts „Nachtwache“. In der Folge führten ihn Reisen ins Berchtesgadener Land sowie nach Budweis. Neben Porträts malte N. mit Vorliebe Situationen aus dem ländlichen Alltag seiner näheren Heimat. Dabei konzentrierte er sich auf eine nüchterne Schilderung der Gegebenheiten und vermied es, mit seinen Szenen moralisierend zu wirken. Seine Arbeiten finden sich u. a. in der Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf (Familie Franz Jäger, 1836), im Kunsthaus Mannheim, in der Mariazeller Basilika (Votivbild, um 1850), in den Museen der Stadt Nürnberg, der Albertina, dem Heeresgeschichtlichen Museum, der Österreichischen Galerie Belvedere und dem Wien Museum (Die Heimkehr vom Felde, 1829; Musikanten im Gasthaus, 1829/30; Mutter und Sohn in einem Interieur, 1834; In der Kaffeeküche, 1855/56; Döblinger Schuljugend vor der Schulstunde, 1869). Ein Großteil der erhaltenen Werke befindet sich jedoch in Privatbesitz.