Neuber, Wilhelm (1839-1917), Chemiker

Neuber Wilhelm, Chemiker. * Wien, 28. 5. 1839; † Baden (NÖ), 12. 2. 1917. Stud. in Wien Chemie und erhielt eine weitere techn. und kommerzielle Ausbildung in Deutschland. 1865 übernahm N. das Drogengeschäft Wackenroder in Wien, welches er zu einem Großunternehmen ausgestaltete. N. spezialisierte sich auf die bisher unbekannte Verwertung von Abfällen und Rückständen nach selbst entwickelten und patentierten Verfahren (z. B. Zyankali aus Horn- und Blutabfällen, Zinn- und Zinkverbindungen aus Blechabfällen). Als Vertreter der renommierten Fa. Poirrier (Paris) erzeugte N. in seinen Fabriken in Perchtoldsdorf und Brunn a. Gebirge Anilinbeizen und -farben und begann die Produktion von Fluorpräparaten zur Glasätzung, von Bleichmitteln, Wasserstoffsuperoxyd etc. in großem Maßstab. Die Exporte seines Unternehmens, das 1869 einen Zweigbetrieb in Wien-Baumgarten eröffnete, gingen vorwiegend nach Italien, Rußland und auf den Balkan. N. war 1874–81 Gemeinderat der Stadt Wien, ab 1876 Mitgl. der Handels- und Gewerbekammer, 1885–1901 Reichsratsabg. Die Errichtung des Lagerhauses der Stadt Wien, die Einrichtung eines Zollbeirates, die Erstellung einer zwischenstaatlichen Verkehrsstatistik sowie die Schaffung eines Lebensmittelgesetzes waren ganz wesentlich N.s Initiativen in diesen Institutionen zu verdanken. Er übernahm außerdem Funktionen in zahlreichen kaufmänn. Korporationen (1879 Wahl in die kaufmänn. Repräsentanz, 1884 Beisitzer beim Wr. Handelsgericht, wiederholt Vizepräs. des Österr. Gewerbever.) und war Inhaber zahlreicher Auszeichnungen und Ehrenämter (Vorstand des Wr. Männergesangver., Dir. der Ersten österr. Spar-Casse, Präs. des Zensorenkollegiums der Niederösterr. Escompteges., Zensor der Länderbank, lebenslängliches Mitgl. des Zoll- und Eisenbahnbeirates).

L.: N. Fr. Pr. vom 1. 7. 1905 und 12. 2. 1917; Wr. Ztg. vom 13. 2. 1917; S. Hahn, Reichsraths-Almanach für die Session 1891/92, 1891; Knauer; Großind. Österr., Bd. 5, S. 389, Erg. Bd., Tl. 3, S. 251.
(H. Stekl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 81f.
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