Neudörfer, Ignaz Josef (1825-1898), Chirurg und Militärarzt

Neudörfer Ignaz Josef, Chirurg und Militärarzt. * Hlinik, Kom. Trentschin (Hliník nad Váhom, Slowakei), 15. 3. 1825; † Abbazia (Opatija, Istrien), 20. 5. 1898. Stud. an der Univ. Wien Med. (1855 Dr. med.) und erhielt dann eine Ausbildung im Allg. Krankenhaus in Wien; 1857/58 war er suppl. Leiter der chirurg. Lehrkanzel an der med.-chirurg. Lehranstalt in Olmütz. 1859 nahm N. als aktiver Militärarzt am Feldzug in Italien und 1864 in Dänemark teil. Im gleichen Jahr begleitete er als Chefarzt das österr. Freiwilligenkorps K. Maximilians (s. Ferdinand Maximilian) nach Mexiko und organisierte das Sanitätswesen der dortigen Armee. 1866 trat er wieder in k. Dienste, richtete in Reichenberg eine Heilanstalt ein und wurde 1867 zum Garnisonsspital n. 1 in Wien transferiert. 1868 Habil. für Kriegschirurgie. 1874 wurde er Stabsarzt und Mitgl. des Militärsanitätskomitees, 1879 Leiter des Garnisonsspitals n. 2 in Wien, 1883 Sanitätschef des 9. Korps in Josefstadt, 1886 Sanitätschef des 5. Korps in Preßburg. 1887 als Gen.Stabsarzt ad honores i. R., wirkte er noch einige Jahre als Vorstand der chirurg. Abt. der Wr. Allg. Poliklinik. N. war einer der erfahrensten Kriegschirurgen seiner Zeit. Er verwendete als einer der ersten Gipsverbände bei Schußverletzungen und trat für die Gelenkresektionen bei Schußbrüchen ein. Lange vor Lister warnte er vor der Applikation ungereinigter Scharpie auf Wunden. Später propagierte er trockene desinfizierende Pulververbände mit Salizyl oder Chinin. Eine von ihm konstruierte Räderbahre wurde im dän. Krieg eingesetzt.

W.: Hdb. der Kriegschirurgie und Operationslehre, 3 Bde., 1864–67; Aus dem feldärztlichen Ber. über die Verwundeten in Schleswig, 1864, auch in: Langenbeck’s Archiv 6, 1864; Die chirurg. Behandlung von Wunden, 1877; Die Endresultate der Gelenkresektion, 1881; Die moderne Chirurgie in Theorie und Praxis, 1885; Gegenwart und Zukunft der Antiseptik und ihr Verhältnis zur Bakteriol., in: Klin. Zeit- und Streitfragen, 1888; zahlreiche Abhh. in Fachz.
L.: N. Fr. Pr. vom 21. 5. 1898; Die Vedette, Jg. 30, 1898, n. 111, S. 4; Wr. klin. Ws., Jg. 11, 1898, S. 866; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr.-ung. Militär- und Marineärzte, in: Militärärztliche Publ. 150, 1913; Hirsch; Pagel; Eisenberg, 1893, Bd. 2; Szinnyei; Biograph. Jb., 1903.
(M. Jantsch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 83
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