Neuwirth Josef, Journalist und Politiker. * Triesch (Třešť, Mähren), 6. 5. 1839; † Graz, 20. 5. 1895. Stud. Technik und Nationalökonomie in Prag, ab 1860 Chemie in Wien. Kontakte mit I. Kuranda (s. d.) ließen N. die Laufbahn eines Journalisten einschlagen. Bei der „Ostdeutschen Post“ erwarb er sich durch seine Resumees der Sitzungen des böhm. Landtages sowie der Beratungen des Reichsrates bald den Ruf eines gewandten und talentierten Publizisten. 1862 trat er zur „Presse“ über, wo er außer polit. auch volkswirtschaftliche Artikel veröff. 1864 gründete N. mit einigen seiner Kollegen die „Neue Freie Presse“. Seine krit. Analysen der Reichsratsverhh., ökonom. Themen sowie der Probleme des österr.-ung. Ausgleichs bestimmten das Niveau des Bl. wesentlich mit. Nach einer krankheitsbedingten Pause (1869–71) trat N. wieder in seine frühere Stellung, welche er jedoch im Mai 1872 aufgab. In der Folge widmete er sich ganz seinem Hauptwerk, „Bank und Valuta in Oesterreich-Ungarn“. N.s polit. Karriere begann 1873, als er von der Brünner Handelskammer ins Abg.Haus entsandt wurde. Als Mitgl. zahlreicher Ausschüsse galt er vornehmlich in budgetären Angelegenheiten, Fragen der Steuerreform sowie der Bank- und Zollpolitik als Autorität. Seine Befürwortung von Schutzzollmaßnahmen sowie die Rezeption von Ideen der dt. Kathedersozialisten ließen ihn allerdings oft mit liberalen Parteiinteressen in Konflikt geraten. N., der 1873 auch als Mitgl. der Wr. Weltausst.-Komm. wirkte, entfaltete ab 1861 als Mitgl. des Schriftstellerver. Concordia (ab 1867 im Vorstand) und als Obmann des Pensionsfonds (bis 1885), als dessen Gründer er galt, weitreichende Aktivitäten.