Nickerl, Franz Anton (1813-1871), Naturwissenschaftler

Nickerl Franz Anton, Naturwissenschafter. * Prag, 4. 12. 1813; † Prag, 4. 2. 1871. Aus einer Kaufmannsfamilie stammend, Vater des Folgenden; stud. an der Univ. Prag Naturwiss. und Med., 1841 Dr. med. 1842–49 Ass. für Zool. und Mineral. an der Univ. Prag, 1849–51 Supplent beider Fächer, 1851 Supplent der Zool. und 1852 auch der Mineral., Botanik und der Techn. Warenkde. am Prager Polytechnikum. Als w. Mitgl. des Nationalmus. in Prag (1850) wurde ihm 1851 die Beaufsichtigung der zoolog. Smlg. übertragen. 1854–69 Prof. am Prager Polytechnikum. Einen Ruf nach Graz (1852) lehnte er ab. N. legte bereits 1833 eine vielseitige Petrefaktensmlg. an (in welcher sich viele Stücke des Paläontologen Narrande befanden), vergrößerte im Prager Mus. die Mineraliensmlg. und begründete dort das zoolog. Kabinett und die ornitholog. Smlg. Bes. Verdienste erwarb sich N., der viele Stud.Reisen unternahm, auf dem Gebiete der Entomol. Als 24jähriger legte er bei der 15. Naturforscherversmlg. in Prag (1837) das erste Verzeichnis der Tagfalter Böhmens als Beitr. zur Erforschung der Fauna dieses Landes vor. Die Smlg. von Großschmetterlingen (mit zahlreichen Unikaten, Hermaphroditen, Bastarden, Varietäten), Kleinschmetterlingen (Europas) und Käfern (mit vielen Raritäten aus Brasilien, Chile, Indien, Australien) ist das Ergebnis seiner 50jährigen Sammeltätigkeit. N. war der erste, der in Österr.-Ungarn die Züchtung fremdländ. Seidenspinnerraupen anbahnte und das Interesse der Züchter weckte. 1857 ersuchte ihn die Société nationale d’acclimatation de France, die prakt. Anwendung dieser Zuchten voranzutreiben. Nach N., der in reger Tauschverbindung mit berühmten Entomologen stand, wurden zwei neu entdeckte und erstmals beschriebene Schmetterlingsarten (Eule Luperina nickerlii Freyer 1833, und Stabmatophora nickerlii Herrich–Schäffer) benannt. Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1850 Mitgl. der Böhm. Ges. der Wiss. und des Naturhist. Ver. Lotos in Prag, dessen Ver.Bl. er ab 1854 red., 1854 des Zoolog.botan. Ver. in Wien.

W: Böhmens Tagfalter, 1837; Synopsis der Lepidopterenfauna Böhmens, Abt. 1, 1850; Abhh. in: Entomolog. Ztg. 3, 1842, 6, 1845, 7, 1846, Lotos 2, 1852, 7, 1857, 9, 1859, 11, 1861, Wr. Entomolog. Ms. 8, 1864, Sbb. der Böhm. Ges. der Wiss., 1865. Red.: Lotos, 1854 ff.
L.: Bohemia vom 5. 2. 1871; Lotos 21, 1871, 67/68, 1917/18; Entomolog. Ztg. 32, 1871, S. 318 ff.; Verhh. der Geolog. Reichsanstalt, 1871, S. 66; Iris 34, 1920, S. 263 ff.; Entomolog. Jb. 30, 1921, S. 191 f.; Acta ent. mus. 1, 1923, S. 3 ff.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Masaryk; Otto 18; Příruční slovník naučný; C. Jelinek, Das Ständ.-polytechn. Inst. zu Prag 1806–56, 1856, S. 249; H. A. Hagen, Bibliotheca entomologica 2, 1862, S. 12; Die k. k. Dt. Techn. Hochschule Prag 1806–1906, red. von F. Stark, W. Gintl und A. Grünwald, 1906, S. 346; W. Derksen – U. Scheiding-Göllner, Index litteraturae entomologicae 3, 1968, S. 187 f.; Mitt. A. Stingl, Wien.
(A. Kurir)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 111f.
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