Nicolodi, Aurelio (1894-1950), Blindenpädagoge

Nicolodi Aurelio, Blindenpädagoge. * Trient, 1. 4. 1894; † Florenz, 27. 10. 1950. Kriegsfreiwilliger, diente 1915–18 bei der Inf. (Unterlt.) und erblindete durch eine Kriegsverletzung. 1917 gründete er bereits die Associazione Nazionale Ciechi di Guerra. N. stud. dann Handelswiss. in Rom, 1919 Dr. rer. oec. In den folgenden Jahren kämpfte er weiter für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Blinden und für die Aufhebung ihrer Isolation. Er gründete den „Corriere dei Ciechi“ (im Braille-System gedruckt), der auch heute noch erscheint. 1920 errichtete und organisierte N. die Unione Italiana Ciechi, deren Präs. er dann wurde. 1923 erreichte er, daß die umgestalteten Blindeninst. aus der Kompetenz des Innenmin. in jene des Unterrichtsmin. übergingen und daß die Provinzverwaltungen zur Ausbildung von Blinden verpflichtet wurden. Blinde wurden zur Ausbildung an Schulen und Univ. zugelassen. 1926 gründete er eine Ges., die Körperbehinderten half, Wohnungen zu finden. 1928 richtete er eine „reisende Bibliothek“ (mit Hauptsitz in Monza) und eine Schule zur Heranbildung von Blindenhunden ein. 1929 rief er in Florenz das Ist. Nazionale per i Ciechi Vittorio Emanuele II ins Leben, welches 1931 eröffnet und eines der modernsten und zweckmäßigsten dieser Art in der ganzen Welt wurde. 1934 schuf N. die Basis für zahlreiche Ind.Betriebe, die Ente Nazionale di Lavoro per i Ciechi, aus der in Kürze mehrere Unternehmen erwuchsen, in denen 600 Blinde gem. mit Sehenden arbeiteten. 1939 organisierte er Kurse, um blinde Funker für den Dienst in der Marine und im Heer auszubilden. Nach langen, harten Kämpfen wurde 1943 schließlich sein Plan für eine Blindenrente realisiert. In rastlosem Einsatz erreichte N. die Errichtung zahlreicher über ganz Italien verstreuter Häuser für Kriegs- und Zivilblinde, welche die vielen von N. initiierten Hilfsorganisationen beherbergten. Nach dem 8. 9. 1943 arbeitete er in der Widerstandsbewegung und betrieb gegen Ende der Besatzungszeit in Florenz einen geheimen Radiosender. N.s großartiges Lebenswerk für die Kriegs- und Zivilblinden, das in der ganzen Welt Nachahmung fand, wurde von den missionar. Ideen der Erziehung, der Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten und der Unterstützung im Zusammenleben mit den anderen Menschen bestimmt. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, wurde er u. a. 1945 zum Presidente fondatore der Unione Italiana Ciechi ernannt.

L.: Trentino, n. 7, 1941, S. 229, 231; G. Fuca–F. Casella, Ad A. N., 1961; E. Bonvicini, A. N. il Presidente fondatore, 1970; Enc. bio-bibliografica italiana, Ser. 38, 1939; O. Poggiolini, Trionfo e volontà, 1931; La difesa della stirpe, 1937, H. 2.
(G. Sebesta)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 113f.
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