Nötel, Louis (1837-1889), Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller

Nötel Louis, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller. * Darmstadt (Hessen), 25. 1. 1837; † Wien, 21. 3. 1889. Sohn des hess. Hofschauspielers Philipp N. (1808–84); debut. nach einer Kaufmannslehre und Schauspielunterricht bei seinem Vater bereits 1853 als Linarius bei der Schauspielerges. Kaisers in Artern (Bez. Merseburg). Nach einem kurzen Engagement bei L’Arronge am Aachener Stadttheater begab er sich wieder auf Wanderschaft und wirkte in den nächsten Jahren unter 47 Dir. an ca. 80 mittleren und kleinen Bühnen Deutschlands, Hollands, Rußlands und Österr. Ab 1873 war er als Schauspieler und Oberregisseur am Hoftheater in Dessau tätig, ab 1878 war er im Verband des Wr. Hofburgtheaters, wo er als Schnepf debut. und bis zu seinem Tod in Chargen und kleineren Charakterepisoden Vorzügliches leistete. 1881 arbeitete er, vom Burgtheater beurlaubt, als Oberregisseur am neugegründeten Ringtheater und kehrte nach dem Brand wieder an das Burgtheater zurück. N. verfaßte Erz., Novellen und Gedichte (meist aus der Theaterwelt) sowie zahlreiche gut gebaute Theaterstücke mit lebendigem Dialog. Sein bekanntestes, „Der deutsche Michel“, wurde mit einem Achtungserfolg auch am Burgtheater aufgeführt. N. erwarb sich als Mitgl. des Laube-Ver. durch sein lebhaftes Bemühen um das Zustandekommen des Dt. Volkstheaters in Wien große Verdienste. Er war mit der Schauspielerin Amalie Müller verheiratet.

Hauptrollen: Linarius (F. Raimund, Der Alpenkg. und der Menschenfeind); Schnepf (E. Wichert, Ein Schritt vom Wege); Gerichtsschreiber (P. Calderón, Der Richter von Zalamea); Rumolt (F. Hebbel, Siegfrieds Tod); Bischof v. Bamberg (J. W. v. Goethe, Götz von Berlichingen); Vincentio (W. Shakespeare, Der Widerspenstigen Zähmung); Pandolfo (C. Goldoni, Der Diener zweier Herren); etc. W.: Ernst und Humor in Poesie und Prosa (Gedichte und Erz.), 1879; Karl der Große (dramat. Gedicht), 1880; Errat. Blöcke, 1883; Vom Theater (Erz.), 5 Bde., 1883–89. Dramen: Der flammende Stern, 1879; Eine Frau vom Theater, 1879; Die Sternschnuppe, 1880; Der dt. Michel, 1880; Das Panzerschiff, 1880; Im Banne des Vorurtheils, 1882; Der Herr Hofschauspieler, 1882; Ein Schuß ins Schwarze, 1883; Die Kohlenprinzessin, 1885; Es war einmal, 1886; Ernestine Sanders, 1887; Die Mission des Herrn Lazar, 1887; etc. Operetten: Es stand geschrieben; Der Jäger von Soest; Das Schloß im Odenwald.
L.: N. Fr. Pr. und Wr. Ztg. vom 22. 3. 1889; Neuer Theater-Almanach, 1890, S. 92; Brümmer; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Giebisch–Gugitz; Katalog der Porträt-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 4, s. Reg.; Rub; 175 Jahre Burgtheater, 1954; K. Glossy, 40 Jahre Dt. Volkstheater, 1929.
(E. Marktl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 143f.
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