Noldin, Josef (1888-1929), Jurist

Noldin Josef, Jurist. * Salurn (Südtirol), 25. 11. 1888; † Bozen, 14. 12. 1929. Neffe des Vorigen; stud. an der Univ. Innsbruck Jus, 1912 Dr. jur.; wirkte dann im Anwaltsberuf in Mezzolombardo. Während des Ersten Weltkrieges Kaiserjägeroff., geriet er in russ. Gefangenschaft, aus der er 1920 heimkehrte. N. war dann als Rechtsanwalt in Salurn tätig. Bereits zu dieser Zeit begann in Südtirol die faschist. Assimilierungs- und Entnationalisierungspolitik. Nach dem Verbot der dt. Schulen wurde N. einer der Mitbegründer des privaten Familienunterrichtes („Notschulen“), welcher von den italien. Behörden verfolgt wurde. Er hielt engen Kontakt mit den geheimen Widerstandsorganisationen, war Vertrauensmann des 1926 behördlich aufgelösten Dt. Verbandes und bemühte sich um die heranwachsende Jugend, die ihn sehr verehrte. Wegen einer geplanten Weihnachtsfeier mit Salurner Kindern wurde er zu Weihnachten 1925 festgenommen und bis Mitte Jänner 1926 in Trient inhaftiert. Nach seiner Freilassung fuhr er trotz Überwachung fort, den dt. Kindern Privatunterricht in der Muttersprache erteilen zu lassen. Am 23. 1. 1927 wurde er neuerlich verhaftet und außergerichtlich zu fünf Jahren Verbannung auf der Insel Lipari verurteilt. Später wurde die Strafe auf zwei Jahre herabgesetzt. Körperlich vollkommen ruiniert, kehrte er zu Weihnachten 1928 in seine Heimat zurück. N.s Leben galt der Verteidigung des Volkstums und dem Kampf um den Unterricht der dt. Muttersprache während der faschist. Ära in Südtirol.

L.: Dolomiten vom 14. 12. 1949, 13. 12. 1954 und 15. 12. 1969; Südtiroler Nachr. vom 15. 1. 1970; Akadem. Monatsbll., Jg. 42, 1929/30, Jg. 47, 1934; Reimmichl-Kalender, 1950, S. 164 ff.; F. Rucker, N. – Ein dt. Schicksal, 1936 (darin Tle. aus seinen Tagebüchern); Kosch, Das kath. Deutschland; Biograph. Jb., 1932; E. Widmoser, Südtirol-Brevier von A bis Z, 1966, S. 123; Südtirol in Not und Bewährung, hrsg. von T. Ebner, 1955, S. 72 f.; Salurner Büchl, in: Schlern-Schriften 155, 1956, S. 87 ff.
(W. Marzari)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 145f.
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