Nopcsa von Felsőszilvás, Franz Frh., Baron (1877-1933), Paläontologe und Geologe

Nopcsa von Felsőszilvás Franz Frh., Baron, Paläontologe und Geologe. * Diemrich (Déva, Siebenbürgen), 3. 5. 1877; † Wien, 25. 4. 1933 (Selbstmord). Neffe des Folgenden; stud. 1897–1903 an der Univ. Wien Geol. und Paläontol. bei Suess und Uhlig, 1903 Dr. phil.Von seiner Stud.Zeit an zeichnen sich in seinem Wirken bereits zwei Forschungsschwerpunkte ab: die Untersuchungen fossiler Reptilien, welche internationale Anerkennung fanden, und feldgeolog. Arbeiten, die N. später vorwiegend in Albanien durchführte. N.s paläontolog. Arbeitsweise berührte sich vielfach mit der von Abel (s. d.) begründeten Forschungsrichtung der Paläobiol. Hier sind bes. zu erwähnen seine paläophysiolog. Untersuchungen, seine Theorie vom „running proavis“, seine Hypothese von der Warmblütigkeit der Pterosaurier, die Erklärung des Riesenwuchses der Dinosaurier aus einer bes. Ausbildung der Hypophyse und die Bedeutung endocriner Vorgänge für die Evolution und das Aussterben dieser Reptilgruppe. Nicht alle seine Hypothesen fanden widerspruchslose Aufnahme, sie wirkten jedoch befruchtend auf einen weiten Bereich der paläontolog. Forschung. Nicht weniger genial zeigte sich N. in seinen geolog. Arbeiten, die in dem großen Werk „Geographie und Geologie Nordalbaniens“ gipfelten. Auf dem Gebiet der Großtektonik vertrat er eher gewagte Theorien. Als dritter Arbeitsbereich wären noch die zahlreichen albanolog. Stud. N.s anzuführen. Er unternahm zahlreiche Forschungsfahrten in die Balkanländer, bes. nach Albanien. Dort schloß er mit mehreren Bergstämmen enge Freundschaft. Als Wilhelm Fürst v. Wied 1914 den alban. Thron vorübergehend innehatte, wurde auch N. als Thronprätendent genannt. Während des Ersten Weltkrieges benützte er seine Vertrautheit mit den Balkanländern, um den Mittelmächten als Kundschafter zu dienen. N. war während seines ganzen Lebens Privatgelehrter und seine 1925 erfolgte Ernennung zum Dir. der Ung. Geolog. Anstalt blieb eine kurze Episode.

W.: Beschreibung der Dinosaurierreste . . ., in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl., Bd. 18, 1899–1904; Synopsis und Abstammung der Dinosaurier, 1901; Über Dinosaurier 1–5, 1917–18; Die Familien der Reptilien, 1923; The Genera of Reptiles, 1923; Geographie und Geol. Nordalbaniens, 1929; Zur Geschichte der Adria, 1932; Notizen über die Großtektonik der Erde, 1935; etc.
L.: Neues Wr. Abendbl. vom 25. und 26. 4., N. Fr. Pr. und N. Wr. Tagbl. vom 26. 4., Neues Wr. Journal vom 26. und 28. 4. und AZ vom 26. und 30. 4. 1933; Paläontolog. Z. 15, 1933, S. 201 ff.; Mitt. der Geolog. Ges. in Wien 26, 1934, S. 215 ff.; Quarterly Journal of the Geological Society in London 90, 1934, S. XLVIII f.; Anatom. Anzeiger 79, 1934, S. 59 ff.; A. Kubacska, F. Baron N., in: Leben und Briefe ung. Naturforscher 1, 1945; G. Robel, F. Baron N. und Albanien. Ein Beitr. zu N.s Biographie, 1966; Kürschner, Gel. Kal., 1931–35; Révai; Szinnyei; UA Wien.
(H. Zapfe)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 148
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