Nordmann Johann, Schriftsteller und Journalist. * Landersdorf (NÖ), 13. 3. 1820; † Wien, 20. 8. 1887. Schwiegervater des Indologen Karl Eugen Neumann (s. d.); wuchs als unehelicher Sohn einer Weinhauerstochter bei einer Ziehmutter in Krems auf und hieß bis 1866 Rumpelmayer; war am Kremser Piaristengymn. Schüler Missons (s. d.) und kam 1839 nach Wien, wo er an der Univ. verschiedene Vorlesungen hörte. N. wandte sich jedoch dann in verstärktem Ausmaß seiner literar. Tätigkeit zu (Beitrr. für verschiedene Bll., wie „Der Wanderer“, „Der Humorist“, „Oesterreichisches Morgenblatt“ etc.), die ihn in Verbindung mit den Schriftstellergrößen seiner Zeit, wie Grün (s. Auersperg Anton A. Gf.), Lenau (s. Niembsch v. Strehlenau) und Stifter, brachte. 1843 wurde N. Erzieher und Hauslehrer der Söhne des schles. Dichters Baron Badenfeld (Ps. Eduard Silesius), die er auch auf Reisen begleitete. 1845 kehrte er nach Wien zurück, unternahm jedoch bald wieder Reisen und ging 1846 wegen Schwierigkeiten mit der österr. Zensur nach Dresden, dann als Mitarbeiter der „Illustrirten Zeitung“ nach Leipzig, wo er mit Gutzkow, Auerbach, H. Laube (s. d.), A. v. Meißner (s. d.), E. Mautner (s. d.) etc. verkehrte. 1848 wieder in Wien, wurde N. – ein Freund Messenhausers (s. d.) – Mitgl. der Akad. Legion, schrieb vor allem für den „Radikalen“ und die „Wiener Katzen-Musik (Charivari)“ und gab neben einigen polit. Gedichten ein Werk über die Liguorianer heraus. Im Oktober 1848 flüchtete er nach Dresden, kehrte jedoch schon im nächsten Jahr nach Wien zurück, wo er das polit. Journal „Die Zeit“ erscheinen ließ, das jedoch bald verboten wurde. Mehr Erfolg hatte eine spätere journalist. Unternehmung N.s, der von ihm 1853/54 red. und zeitweise auch hrsg. „Salon“, eine belletrist.-literar. Revue von hohem Niveau, der einige Zeit das „Wiener Kunstblatt“ angeschlossen war, und in der N. auch eigene Werke veröff. Nach abermaligem Auslandsaufenthalt war N. Mitarbeiter (speziell für das Feuilleton), 1862–69 verantwortlicher Red. und zeitweise auch Hrsg. des „Wanderer“, wo bes. seine Artikelserie „Von der Straße“ Aufsehen erregte. Von 1869 bis zu seinem Tod in erster Linie Mitarbeiter der „Neuen Freien Presse“, half N. die Vormachtstellung dieser Ztg. auf dem Gebiet des Feuilletons mitbegründen. Durch seine später auch in Buchform veröff. Feuilletonserien „Meine Sonntage“ (im „Wanderer“) und „Unterwegs“ (in der N. Fr. Pr.) wurde N. zu einem Wegbereiter der tourist. Journalistik in Österr. Auch die Einführung der Wochenplauderei nach Pariser Muster in der Wr. Presse wird ihm zugeschrieben. Als Dichter – er schrieb Erz., Romane, Gedichte, ein Epos etc. – kaum mehr als ein Epigone, gewinnt N. durch diese journalist. Leistungen ebenso wie durch seine Ztg.Gründungen (zuletzt, 1873, die von ihm 1873–79 red. „Neue Illustrirte Zeitung“) Bedeutung. So wurde er auch 1872 in den Vorstand des Journalisten- und Schriftstellerver. Concordia gewählt, als dessen Präs. (1876–79 und 1880–83) er viel zum Wachstum des Ver. und seiner Institutionen beitrug. Er war Ehrenmitgl. der Association littéraire et artistique internationale und Officier de l’instruction publique in Paris.