Oelzelt von Newin, Anton (1854-1925), Philosoph

Oelzelt von Newin Anton, Philosoph. * Wien, 12. 1. 1854; † Wien, 15. 2. 1925. Sohn des Vorigen; Dr. phil., 1890–95 Priv.Doz. für Phil. an der Univ. Bern. Oe. verfaßte mehrere philosoph. Schriften; in seinem Hauptwerk, „Die Kosmodicee“, erörterte er Grundprobleme des Daseins, des Wirkens und des Weltwerdens mit dem Grundgedanken des Strebens nach Vollkommenheit. Er suchte die Unlösbarkeit gewisser Probleme wie der Willensfreiheit und der Kausaldetermination nachzuweisen. Der mit Verwendung der gebräuchlichsten Unterweisungen der evang. Lehre geschriebene „Katechismus der christlichen Kirche“ tritt für eine Vereinigung freier Bekenntnisse ein. In der Schrift „Völkerbund oder Weltstaat?“ untersuchte er, ob zur Erhaltung des Weltfriedens ein bloß schiedsrichterliche Funktionen ausübender Völkerbund oder ein möglichst viele der mächtigsten Kultur- und Großstaaten umfassender Weltstaat geeigneter sei, und entschied sich schließlich für die zweite Alternative. Oe. hatte engen Kontakt mit A. Meinong (s. d.) und war mit Bruckner (s. d.), der ihm seine 6. Symphonie widmete und lange Zeit in seinem Hause freie Wohnung hatte, befreundet. Er spendete der Ges. der Musikfreunde wertvolle Brucknerbriefe und der Belvedere-Galerie eine Reihe kostbarer Bilder.

W.: Die Unlösbarkeit der eth. Probleme, 1883; Die Grenzen des Glaubens, 1885; Über Phantasie-Vorstellungen, 1889; Über sittliche Dispositionen, 1892; Die Kosmodicee, 1897; Weshalb das Problem der Willensfreiheit nicht zu lösen ist, 1900; Kleinere philosoph. Schriften, 1903; Katechismus der christlichen Kirche, 1911; Welche Strafe soll die treffen, die Schuld am Weltkrieg tragen?, 1915; Völkerbund oder Weltstaat?, 1918; Teleol. als empir. Disziplin, 1918.
L.: N. Fr. Pr. vom 4. 3. 1925; Eisler; Enc. Fil.; Ziegenfuß; Kürschner, Gel. Kal., 1925.
(C. Christian)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 209f.
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