Oerley, Leopold (1878-1936), Techniker

Oerley Leopold, Techniker. * Wien, 8. 1. 1878; † Wien, 27. 12. 1936. Bruder des Folgenden; stud. 1895–1901 an der Techn. Hochschule in Wien und trat nach kurzer Tätigkeit an der Hochschule und bei einer Brückenbaufa. 1904 in den Dienst der österr. Staatsbahnen. 1907 Dr. Ing., 1918 Oberbaurat. Oe. begann seine Tätigkeit bei den Staatsbahnen mit der Erstellung der Pläne und mit der Bauleitung der Brücke über den Isonzo b. Salcano, die mit einer Spannweite von 85 m damals die größte gewölbte Steinbrücke der Welt war. 1912 wurde ihm die Bauleitung des schwierigen Moltertobeltunnels an der Arlbergbahn, mit dem er seinen Ruf als Tunnelbauer begründete, übertragen. Für den kriegsbedingten, sehr raschen Bau der Grödenbahn und der Fleimstalbahn erhielt er bes. hohe Auszeichnungen. 1918–36 o. Prof. für Straßen-, Eisenbahn- und Tunnelbau an der Techn. Hochschule in Wien. 1924–26 Dekan der Fak. für Bauing. Wesen, 1927/28 Rektor. Eine Berufung an die Techn. Hochschule Berlin-Charlottenburg (1925) lehnte er ab. Oe. galt in jeder Hinsicht als hervorragender Lehrer. Er verfaßte viele Gutachten, so z. B. zur Elektrifizierung der Strecke Salzburg–Wien (1928), über die Großglocknerstraße (1932/33), über Eisenbahn und Kraftwagen (1933/34) und über die Verbesserung der Linienführung der Reichsautobahnen (1936). 1907 hatte er bereits ein U-Bahnprojekt für Wien ausgearbeitet. Oe. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien (1935), Vizepräs. des Österr. Ing.- und Architektenver.

W.: Tätigkeit beim Bau der Wocheinerbahn: Podbrdo–Görz, 1904–07; Bau der Wölbbrücke über den Isonzo b. Salcano, 1904–06; Trassierung der Hauptbahn: Landeck–Mals (1. Teilstrecke), 1908–10; Stud. für Linienverlegung der Arlbergbahn und für den Neubau des Trisanna-Viaduktes, 1911; Trassierung des II. Gleisbaues: Golling–Werfen (Mitarbeit), 1911/12; Bauleitung des Moltertobeltunnels der Arlbergbahn (1643 m lang, zwischen Wiesberg und Strengen der Arlberg-Ostrampe), 1912–14; Bau des II. Gleises: Taxenbach–Zell a. See, 1914/15; Trassierung und Bau der Grödenbahn (Klausen-Wolkenstein-Plan, erbaut in 4 Monaten), 1915/16; Trassierung und Bau der Fleimstalbahn (Auer-Cavalese-Predazzo, erbaut in 9 Monaten), 1916/17; Trassierung und Bau der Reschenscheideckbahn, 1917/18. Publ.: Eisenbahnbrücken in Gleiskrümmungen, in: Ws. für den öff. Baudienst, 1906; Trassierung, Unterbau und Brückenbau, in: Geschichte der Österr. Eisenbahnen 1898–1908, 2 Bde., 1908; Erfahrungen und Beobachtungen beim Bau der 85 m weiten Wölbbrücke über den Isonzo b. Salcano, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1910; Der bevorstehende Neubau der Trisannabrücke in Tirol, ebenda, 1920; Die maßgebende Arbeitshöhe der Eisenbahn – ein neuer Vergleichswert für Linienführung und Betriebsart, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1922; Über die Bewegungen der Hauptpfeilerköpfe der Trisannabrücke in Tirol, in: Schweizer. Bauztg., 1922; Die neuen Südtiroler Schmalspurbahnen: Grödenbahn und Fleimstalbahn, ebenda, 1924; Zur Frage der Nicht-Elektrifizierung der Strecke Salzburg–Wien, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1930; Die Großglockner-Hochalpenstraße, in: Die Straße, H. 10, 1935; Richtlinien für die Anlage und Linienführung neuzeitlicher Straßen mit gemischtem Verkehr, 1935; Tabellensmlg. zur Vorlesung über Straßen-, Eisenbahn- und Tunnelbau, 1935; Das Fernstraßenproblem Europas und seine Lösung für Länder geringerer Bevölkerungsdichte, 1936; Übergangsbogen bei Straßenkrümmungen, 1937; etc. Zahlreiche Gutachten.
L.: N. Fr. Pr. und N. Wr. Tagbl. vom 28. 12. 1936; Techn. Hochschule Wien, 1936/37; Almanach Wien, 1937; Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1937, S. 31; Der Werdegang der Wr. Techn. Hochschule. Ing., Wissenschaftler, akad. Lehrer, in: Bll. für Techn. Geschichte, H. 27, 1965, S. 101; Kürschner, Gel. Kal., 1925–35; Wer ist Wer?; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, Bd. 1–2, hrsg. von H. Sequenz, 1965, s. Reg.; Mitt. P. Mechtler, Wien.
(E. Attlmayr)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 211
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>