Ohmann, Friedrich (1858-1927), Architekt

Ohmann Friedrich, Architekt. * Lemberg, 21. 12. 1858; † Wien, 6. 4. 1927. Entstammte einer alten Beamtenfamilie, sein Vater war Baudir. von Galizien und der Bukowina; stud. 1877–82 an der Techn. Hochschule in Wien bei Ferstel (s. d.), dann an der Akad. der bildenden Künste bei F. v. Schmidt, der ihn dem holländ.-javan. Architekten Groll als Mitarbeiter beim Wettbewerb zur Amsterdamer Börse (1884) empfahl. O.s Projekt erhielt den 2. Preis. 1886–89 Ass. von K. König (s. d.) an der Techn. Hochschule in Wien, dann Lehrer an der dortigen Staatsgewerbeschule, 1889–1899 Prof. an der Kunstgewerbeschule in Prag. 1899 wurde O. als Leiter des Hofburgbaues nach Wien berufen und stand diesem bis 1907 vor. Gleichzeitig war er künstler. Leiter der Wienflußregulierung und 1904–27 Leiter einer Meisterschule für Architektur an der Wr. Akad. der bildenden Künste. Er war Mitgl. des Kuratoriums des Österr. Mus. für Kunst und Ind., ab 1909 Mitgl. der Zentralkomm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale, ab 1914 Mitgl. des Kunstrates und der ständigen Kunstkomm. des Min. für Kultus und Unterricht. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Dr. techn. h. c. der Hochschulen in München, Prag und Graz, 1923 Ehrenmitgl. der Wr. Akad. der bildenden Künste. O., ein faszinierender Lehrer, war ein meisterhafter Zeichner und beherrschte auch Malerei und Plastik. Er erwarb sich insbes. durch Aufnehmen heim. barocker Stilelemente einen unverkennbaren, phantasiereichen, aber disziplinierten Stil, mit dem er Architektur im Sinne der heim. Tradition als Gesamtkunstwerk gestaltete. Sein unermüdliches Schaffen reichte daher vom Gebrauchsgegenstand bis zum Städtebau. O. gilt als Hauptmeister des Jugendstilgartens. Sein architektonisches Werk entstand in Gemeinschaft mit Krieghammer, Hackhofer (s. d.) und Kirstein (s. d.). Gesamtausstellungen seines Werkes fanden 1904, 1907, 1912, 1918, 1928 und 1969 im Wr. Künstlerhaus statt. Der bedeutende künstler. Nachlaß O.s wird in der Akad. der bildenden Künste, in der Graph. Smlg. Albertina und im Hist. Mus. der Stadt Wien, im Inst. für Baukunst der Univ. Innsbruck und in der Ostdt. Galerie in Regensburg aufbewahrt.

W.: Päpstliche Nuntiatur, 1891, Denkmal des Hl. Wenzel, 1892–1907 (Bildhauer Myslbek), Produktenbörse, 1894, Café Corso und einige Wohnhäuser, ab 1898, Hotel Central, 1902, alle Prag: Nordböhm. Gewerbemus., 1897/98, Reichenberg; Bauten und Brücken der Wienflußregulierung, 1899–1907, Stadtparkportal, 1903–09, Kn. Elisabeth-Denkmal, 1904–1906, Ausbau der Hofburg (Umbau der Hofbibl., Glashäuser), 1906, Malerschule Delug, 1910, zahlreiche Privathäuser, Geschäftshäuser, Geschäftsausstattungen und Villen, alle Wien; Umbau der Kirchen Pristec, ab 1899, Zlonic, 1900; Mus. Carnuntinum, 1901, Bad Dt. Altenburg; Mus., 1906–08, Split; Stadtmus., 1906–09, Magdeburg; Schloßbrunnenkolonnade, 1910–12, Karlsbad; Kurhaus, 1911–14, Meran; städtebauliche Projekte für Wien, Prag und Salzburg. Publ.: Architektur und Kunstgewerbe der Barockzeit, des Rokokos und Empires, 1887.
L.: F. v. Feldegg, F. O.s Entwürfe und ausgeführte Bauten, 2 Bde., 1906–14; Thieme–Becker; Kosel; Groner; O. Uhl, Moderne Architektur in Wien von O. Wagner bis heute, 1966, s. Reg.
(R. Schachel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 220
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