Orth Johann, Ps. Johann Traunwald, Johann v. d. Traun, Johann v. Traunstein, General und Schriftsteller. * Florenz (Toskana), 25. 11. 1852; † b. Kap Tres Puntas (Argentinien), 20./21. 7. 1890 (verschollen). Bis 1889 Erzh. Johann Salvator; Sohn des Großherzogs Leopold II. v. Toskana und der Maria Antonia, Tochter Franz I. Kg. beider Sizilien; trat 1865 als Lt. beim Feldjägerbaon. 9 ein und wurde 1867 als Hptm. zum Feldart.Rgt. 9 transferiert. 1872 Mjr., 1874 Obstlt. im Feldart. Rgt. 13. Seine Broschüre über die Organisation der Art. verschärfte einen schon bestehenden Konflikt mit dem K. und Erzh. Albrecht (s. d.), führte zu O.s Maßregelung und 1875 zu seiner Versetzung zum IR 12 bei Zuteilung zum I. Korpskmdo. (Krakau). Ab 1876 Rgt.Kmdt. des Feldart.Rgt. 3. Als Kmdt. der 49. Inf.Brig. ab 1878 und GM nahm O. am Okkupationsfeldzug in Bosnien teil und befehligte die 2. Gebirgsbrig. der 7. Inf.Truppendiv. 1878 Divisionär, 1879 FML, 1881 auch Kmdt. der Stabsoff.Kurse, 1883 Kmdt. der 3. Inf.Truppendiv. in Linz. Neben seiner militär. Tätigkeit war O. ungemein vielseitig interessiert. Er versuchte sich, von J. Strauß Sohn beraten, als Komponist, entlarvte 1884 den engl. Spiritisten Bastian als Schwindler und dürfte als geistiger Urheber des sog. Kronprinzenwerks „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“ (1887–1902) feststehen, an dem er auch als Autor beteiligt war. O. war zu dieser Zeit bereits von fortschrittlich-liberalen Ideen auf dem Gebiet der Politik und des Heerwesens und von tiefer Abneigung gegen Erzh. Albrecht, Mißtrauen gegen Preußen und heftiger Opposition gegen Außenmin. Kálnokys (s. d.) Orientpolitik erfüllt. Diese Gefühle und Ideen veranlaßten ihn, anonym verschiedene Artikel zu veröff. und den Journalisten H. Pollak vom „Neuen Wiener Tagblatt“ zu Ztg.Artikeln zu inspirieren. Sein sich 1875 anbahnendes Liebesverhältnis mit der Tänzerin Ludmilla (Milli) Stubel und die Einmischung in die bulgar. Krise ergaben neue Konfliktstoffe. 1886 wurde O. offiziell im Namen der Regentschaft die bulgar. Krone angetragen. Die Gründe, weshalb O. auf Ferdinand v. Koburg verwies, bleiben unklar. Da er auf diese Weise die Gefahr einer militär. Konfrontation Österr. mit Rußland heraufbeschwor, verspielte er jede weitere Aussicht auf eine militär. oder polit. Einflußnahme in der Monarchie. Er betrieb nunmehr Stud. zur Erlangung eines Kapitänspatents in der Handelsschiffahrt. Die Tragödie von Mayerling dürfte ihn in seinen Zukunftsplänen bestärkt haben, sodaß er nach Enthebung vom Militärdienst (1887) von Zürich aus 1889 die Entlassung aus dem habsburg. Familienverband erbat. Dies wurde ihm unter der Bedingung, sich um die Schweizer Staatsbürgerschaft zu bewerben, gewährt. Der Erzh. nahm den Namen Johann Orth an, heiratete 1889 Milli Stubel und stach am 26. 3. 1890 von London aus mit dem 1889 erworbenen Dreimaster „Saint Margret“ in See. Als das nach Valparaiso bestimmte Schiff überfällig wurde und verschollen blieb, wurde O. 1911 vom k. u. k. Obst.Hofmarschallamt für tot erklärt.