Pabst, Johann (1860-1926), Kaufmann und Politiker

Pabst Johann, Kaufmann und Politiker. * Hofkirchen a. d. Trattnach (OÖ), 21. 8. 1860; † Perchtoldsdorf (NÖ), 29. 12. 1926. Früh verwaist, trat er bald ins Berufsleben ein und war zunächst in einem pharmazeut. Laboratorium, dann im Handelsgewerbe tätig. Er machte sich mit 24 Jahren selbständig, bildete sich autodidakt. weiter und erregte durch verschiedene fachliche Veröffentlichungen die Aufmerksamkeit seiner Berufskollegen. 1894 wurde P. zum Vorsteher der Genossenschaft der nicht handelsgerichtlich protokollierten Handelsleute in Wien gewählt, ab 1897 gehörte er der Handelssektion der Wr. Handelskammer an. 1907–11 vertrat er als christlichsozialer Abg. den 7. Wr. Gemeindebez. im Reichsrat, wo er Mitgl. verschiedener Ausschüsse war und sich vor allem in gewerblichen Belangen, wie in der Frage der Einführung der Sonntagsruhe im Gewerbe- und Handelsbetrieb und der Regelung des Genossenschaftswesens, um die Vertretung der Interessen der kleinen Kaufleute bemühte. So nahm er u. a. Einfluß auf die Entstehung der Gesetze über den Befähigungsnachweis im Handelsgewerbe, den Hausierhandel, die Arbeitszeit und den Ladenschluß sowie des Handlungsgehilfengesetzes und des Lebensmittelgesetzes. P. war Mitgl. sowohl des Ständigen Arbeitsbeirates (ab 1905) als auch des Gewerberates (ab 1909) beim k. k. Handelsmin., Präs. des Reichsverbandes der kaufmänn. Verbände und Handelsgenossenschaften Österr., Vizepräs. des Hauptverbandes der Kaufmannschaft Österr., des Wr. Handelsgenossenschaftsverbandes und des Dt.-österr. Gewerbebundes. Wegen seiner jahrzehntelangen Bemühungen um die organisierte Vertretung der Interessen des kleinen und mittleren Handels wurde P. als „Führer der österreichischen Kaufmannschaft “ bezeichnet.

L.: RP vom 30. 12. 1926; Der Handel vom 1. 1. 1927; F. Freund, Das österr. Abg. Haus. Ein biograph. statist. Hdb. 1907–13, 1907; A. Wilhelm, Die Reichsrats-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907; Knauer; Allg. Verw. A., Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien, beide Wien.
(P. G. Fischer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 277f.
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