Perkonig, Josef Friedrich; Ps. Carinthiacus (1890–1959), Schriftsteller und Lehrer

Perkonig Josef Friedrich, Ps. Carinthiacus, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Oberferlach (Ferlach, Kärnten), 3. 8. 1890; gest. Klagenfurt (Kärnten), 8. 2. 1959 (Ehrengrab: Zentralfriedhof Annabichl); röm.-kath. P.s Vater, ein Büchsenmacher, war Slowene, die Mutter deutschsprachig. – Nach Absolvierung der Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Klagenfurt 1905–09 unterrichtete P. als Unterlehrer in Obervellach sowie in St. Johann am Brückl (Brückl) und nach der Lehrbefähigungsprüfung 1911 für allgemeine Volksschulen ab 1912 in Viktring (Klagenfurt). 1911 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband „Sonntagskinder. Geschichten aus der Kärntner Mark“. Aufgrund seiner Kurzsichtigkeit galt er als kriegsuntauglich. Nach der Besetzung Südkärntens 1919 aus dem Schuldienst entlassen, berichtete P. (teilweise unter Ps.) vom „Kärntner Abwehrkampf“ und zeichnete als Chefredakteur der Zeitung „Kärntner Landsmannschaft“ gemeinsam mit dem Leiter der Landesagitationsleitung (LAL) Hans Steinacher verantwortlich für die Pressekampagne im Vorfeld der Volksabstimmung von 1920. Nach der Umwandlung der LAL in den Kärntner Heimatdienst (KHD) wurde er Anfang 1920 dessen Kulturreferent, 1924 erfolgte die Umbenennung des KHD in Kärntner Heimatbund (KHB). Ab 1922 bis zu seiner Pensionierung 1951 unterrichtete P. zuerst an der Übungsschule der Bundeslehrerbildungsanstalt (LBA) in Klagenfurt (bis 1938) und lehrte dann Deutsch, Geschichte, Geographie und Volkskunde an der LBA (Lehrbefähigung für Bürgerschulen 1926). Aktiv im KHB, der in den 1930er-Jahren als Tarnorganisation der verbotenen NSDAP galt, war er 1930–38 dessen Obmann. 1933 trat er beim Kongress in Ragusa (Dubrovnik) aus dem P.E.N.-Club aus (Wiedereintritt 1953). Vertrauensmann für Kärnten im Bund deutscher Schriftsteller Österreichs, galt er trotz seiner politischen Haltung gleichzeitig als prominenter Autor des Ständestaats. 1934 berief ihn die Kärntner Landesregierung in den Beirat der Landeshauptstadt Klagenfurt, 1936–38 war P. Landtagsabgeordneter für Kunst und Wissenschaft; 1937 Volkspolitischer Referent der Vaterländischen Front in Kärnten. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde P. Landesobmann der Schriftsteller in der Reichsschrifttumskammer (RSK) Kärnten und führte 1940–43 in Vertretung des eingerückten RSK-Landesleiters →Emil (Franz) Lorenz die Geschäfte der RSK Kärnten. Bereits 1921 waren seine gesammelten Aufsätze aus den Jahren 1919–20 unter dem Titel „Heimat in Not. Erlebnisse und Berichte um das Schicksal eines kärntnerischen Tals“ erschienen. 1925 veröffentlichte er seine literarische Aufbereitung des „Abwehrkampfes“, „Ein Volk steht auf“. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erlebte P. 1928 mit dem Roman „Bergsegen“. 1933–45 veröffentlichte er zahlreiche Werke (u. a. „Nikolaus Tschinderle, Räuberhauptmann“, 1936, „Leichte Fracht“, 1943) sowie einige Drehbücher (u. a. „Krambambuli“ nach der Vorlage von Marie von Ebner-Eschenbach, 1940). Nach Kriegsende standen zwei seiner Werke, „Heimat in Not“ (1921) und „Deutsche Ostmark“ (2. Aufl. 1940), auf der „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“. P. trat jedoch bald wieder mit dem Essay „Wir Österreicher“ (in „Kärntner Almanach 1946“, herausgegeben von Johannes Lindner, 1946) in Erscheinung. Neben literarischen Texten (u. a. „Maturanten“, 1951) entstanden weitere Drehbücher (u. a. „Erzherzog Johanns große Liebe“, 1950), Hörspiele (u. a. „Spukhaus Columbusstraße 17“, 1953), Übersetzungen (u. a. „Aus dem Florianital“ von Ivan Cankar, 1948), Editionen (u. a. „Europäische Dichtung aus dem Südosten“ in 5 Bänden, 1953–54) sowie die Autobiographie „Im Morgenlicht“ (1948). Seine Rechtfertigungsschrift „Meine Haltung“ (um 1947) blieb ungedruckt. P. war Mitglied des katholischen Schriftstellerverbandes und erhielt 1935 den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, 1936 das Österreichische Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse; 1937 wurde P. Mitglied der Staatspreisjury. 1963 erfolgte die Gründung der Perkonig-Gesellschaft.

Weitere W. (s. auch Kosch; Kürschner; Gaggl): Ausgewählte Werke, 8 Bde., 1965–68.
L.: Giebisch–Gugitz; Hall–Renner; Killy; Kosch (m. W.); Wer istʼs?, 1955; E. Nußbaumer, J. F. P., 1965; H. Scharf, Kärntner Literaturspiegel 1960–1965, 1966, S. 13–24; Kürschners Deutscher Literatur-Kalender Nekrolog 1936–1970, 1973 (m. W.); P. wie wir ihn kannten, ed. E. Nußbaumer, 1980; F. Aspetsberger, Literarisches Leben im Austrofaschismus. Der Staatspreis, 1980, s. Reg.; G. Lackner, Stellung und Aufgabe des Schriftstellers in der Politik. Dargestellt am Beispiel J. F. P., phil. DA Klagenfurt, 1980; März 1938 in Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum Weg in den „Anschluß“, ed. H. Rumpler, 1989, s. Reg.; K. Gradwohl-Schlacher, J. F. P. und H. Steinacher, in: Zur Geschichte der österreichisch-slowenischen Literaturbeziehungen, ed. A. Brandtner – W. Michler, 1998, S. 331–344; S. Gaggl, Der Journalist J. F. P. 1890–1959. Ein (fast) vergessener Aspekt in der Biographie des Kärntner Dichters, Schriftstellers und Politikers, phil. DA Wien, 2001 (m. B. u. W.); G. v. Wilpert, Lexikon der Weltliteratur, 4. Aufl. 2004; Kärnten und Wien. Zwischen Staatsidee und Landesbewusstsein, ed. C. Fräss-Ehrfeld – H. Rumpler, 2005, s. Reg.; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 2011; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)