Perles, Moritz (1844-1917), Buchhändler und Verleger

Perles Moritz, Buchhändler und Verleger. * Prag, 25. 12. 1844; † Wien, 25. 2. 1917. Erlernte ab 1858 den Buchhandel bei angesehenen Firmen in Prag, Wien und Mannheim. Bereits ab 1866 gab er (ab 1869 im eigenen Verlag) durch Jahrzehnte das „Adressbuch für den österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandel“ heraus; 1869 begründete er eine eigene Buchhandlung in Wien (ab 1889 in Wien I., Seilerg. 4) sowie einen Kalenderverlag, 1870 eine Zweigniederlassung in Leipzig sowie einen Kriegskartenverlag. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte P. innerhalb von zwei Jahrzehnten seine Fa. zu einem in der Monarchie führenden Unternehmen auf dem Gebiet des Kommissions-, Sortiments- und Verlagsbuchhandels, das sich auch der dt. Konkurrenz gegenüber behaupten konnte (1901 k. u. k. Hof-Buchhändler). Auf der Idee der period. Erscheinungsweise basierend, verlegte P. hauptsächlich wiss. und fachtechn. Z., Hdbb. und Enz. Neben forst- und landwirtschaftlichen, veterinärkundlichen, pharmazeut. und pädagog. Publ. erlangten med. (z. B. die „Wiener Medizinische Wochenschrift“, ab 1889 im Verlag P., das „Centralblatt für die gesammte Therapie“, 1883 ff.) und jurid. (bes. das „Österreichische Centralblatt für die juristische Praxis“, ab 1883, und die Gellerschen Gesetzessmlg. und -kommentare) Periodika bes. Bedeutung und z. Tl. großes Ansehen. P. arbeitete mit bedeutenden Wissenschaftern zusammen, neben Geller (s. d.) etwa mit A. Koch (s. d.), dessen elfbändige „Encyklopädie der gesammten Thierheilkde. und Thierzucht“ er ab 1885 verlegte. Auch patriot. Prachtwerke (z. B. A. v. Ruthner, „Das Kaiserthum Oesterreich-Königreich Ungarn“, 1871 ff., oder Matejkos, Porträts von poln. Kg.) und populärwiss. Abhh. (H. Nothnagel, „Das Sterben“, 1908, 3. Aufl. 1910, etc.) nahmen einen breiten Raum in P.s verleger. Tätigkeit ein; daneben bewies er auch literar. Spürsinn, etwa mit H. G. Wells’ „Der Krieg der Welten“ (1901, 2. Aufl. 1917). P.s Unternehmen – zugleich der größte und bedeutendste Kalenderverlag weit über die Monarchie hinaus – wurde nach seinem Tod von seinen bisherigen Gesellschaftern, seinem Schwager F. Schiller und seinen Söhnen Oskar (1875–1945) und Ernst P. (1876–1942, 1902 Dr. jur.), in einen Buch-, Z.- und Kalenderverlag gegliedert, weitergeführt.

L.: Fremden-Bl., Wr. Ztg. und Neues Wr. Journal vom 26. 2., N. Wr. Tagbl. vom 26. und 27. 2. 1917; N. Fr. Pr. vom 27. 2. 1917 und 15. 3. 1919; Oesterr.-ung. Buchhändler-Correspondenz, Jg. 58, 1917, S. 98 f.; Börsenbl. für den Dt. Buchhandel vom 6. 3. 1917 und 18. 3. 1919; Literar. Almanach für 1920 (hrsg. von der Buchhandlung M. P.), 1919, S. 15 ff.; Biograph. Lex. des Dt. Buchhandels der Gegenwart, bearb. von K. F. Pfau, 1890; R. Schmidt, Dt. Buchhändler. Dt. Buchdrucker, Bd. 4, 1907; O. M. Fontana, 100 Jahre Hauptverband der österr. Buchhändler im Spiegel der Zeit, 1960, s. Reg.; Wr. Stadt- und Landesarchiv, Haus, Hof- und Staatsarchiv, beide Wien. Ernst und Oskar P.: Lex. der dt. Verlage, ca. 1930, S. 320; Jb. der Wr. Ges., 1929; UA Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 35, 1978), S. 425
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