Pfaundler von Hadermur, Leopold (1839-1920), Physiker

Pfaundler von Hadermur Leopold, Physiker. * Innsbruck, 14. 2. 1839; † Graz, 6. 5. 1920. Sohn des Vorigen, Vater des Folgenden; stud. Chemie, Physik und Mathematik an der Univ. Innsbruck (1861 Dr. phil.), war 1866 in Paris Schüler Regnaults und habil. sich im selben Jahr für physikal. Chemie an der Univ. Innsbruck, 1867 o. Prof. der Physik, 1881/82 Rektor. 1891–1910 wirkte er als Nachfolger Boltzmanns (s. d.) als o. Prof. an der Univ. Graz. P. widmete sich anfangs der physikal. Chemie, wobei er sich unter dem Einfluß der mechan. Wärmetheorie (vor allem des 2. Hauptsatzes) mit der therm. Dissoziation beschäftigte. Sein Werk „Der Kampf ums Dasein unter den Molecülen“ erregte großes Aufsehen. Im Rahmen seiner Experimente auf dem Gebiet der Wärmelehre, vor allem der Kalorimetrie, entwickelte P. das Stromkalorimeter. 1870 erzeugte er als erster „kontinuierlichen dynamoelektrischen Strom“. P. setzte in Graz seine Arbeiten über die Wärmekapazität des Wassers fort und beschäftigte sich mit der Anwendung der Röntgenstrahlen sowie des Dopplerschen Prinzips. Er konstruierte zahlreiche Demonstrationsapparaturen und befaßte sich auch mit dem Problem der Farbphotographie. Er gehörte zu den Erschließern der Stubaier Alpen. 1870 korr., 1887 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien sowie Mitgl. zahlreicher ausländ. gel. Ges., u. a. 1882 der k. Leopoldin.-Carolin. Dt. Akad. der Naturforscher in Halle. 1879 nob.

W.: Die Stubaier Gebirgsgruppe . . ., gem. mit L. Barth, 1865; Zur chem. Statik, in: Annalen der Physik und Chemie 131, 1867; Die Erlebnisse der freiwilligen akadem. Schützen-Comp. im Feldzuge des Jahres 1866, 1867, 2. Aufl. 1901; Neue Theorie der Regelation des Eises, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 59, Abt. 2, 1869; Der Kampf ums Dasein unter den Molecülen, in: Annalen der Physik und Chemie, Jubel-Bd., 1874; Die Entwertung der Materie, in: Almanach Wien 38, 1888; Die gute und schlechte Erziehung in Beispielen, 1902; Die Physik des täglichen Lebens (= Naturwiss. und Technik in gemeinverständlichen Einzeldarstellungen 1), 1904, 5. Aufl. 1922; Physikal. Wandtafeln, 1908; Das chines.-japan. Go-Spiel, 1908; Die Weltsprache. Eine Stud. zur Frage ihrer Reform, 1908; Über die Wärmekapazität des Wassers . . ., in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 124, Abt. 2 a, 1915; Chronik der Familie P. von 1846–1915, 1915; etc. Bearb.: C. G. M. Pouillet–J. H. J. Müller, Lehrbuch der Physik und Meteorol., 8. (3 Bde.)–10. (4 Bde.) Aufl. 1876–1906.
L.: Wr. Ztg. vom 13. 2. 1919; Tagespost (Graz) und Neues Grazer Abendbl. vom 6. 5. 1920; Univ. Prof. L. P. †, in: Mitt. DÖAV 46, 1920, S. 27; Leopoldina 56, 1920, S. 42; Almanach Wien 70, 1920; E. Attlmayr, Univ. Prof. Dr. L. P. v. H., in: Beitrr. zur Technikgeschichte Tirols 5, 1973, S. 23 ff. (mit Bibliographie); Kosch, Das kath. Deutschland; Poggendorff 3–5; Wurzbach (s. unter P. v. Sternfeld August Anton); Tiroler Ehrenkranz, hrsg. von A. Lanner, 1925, S. 213 ff.; Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Philosoph. Fak. zu Innsbruck bis 1945, hrsg. von F. Huter (= Veröff. der Univ. Innsbruck 66), 1971, S. 78 ff.; Allg. Verw.A., Wien.
(W. Höflechner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 26f.
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