Phillips, George (1804-1872), Jurist

Phillips George, Jurist. * Königsberg (Kaliningrad, UdSSR), 6. 1. 1804; † Salzburg, 6. 9. 1872. Sohn eines engl. Kaufmannes, dessen Familie engen Kontakt zu Kant hatte; stud. ab 1822 an den Univ. Berlin (bei Savigny) und Göttingen (bei Eichhorn) Jus, 1825 Dr. jur. Anschließend verbrachte er einen Stud. Aufenthalt in England, 1826 wurde er Priv.Doz. für dt. Recht an der Univ. Berlin, 1827 ao. Prof. 1828 trat er zum Katholizismus über. 1834 wurde Ph. o. Prof. der Rechte an der Univ. München, für das Stud.Jahr 1847/48 Rektor. Ab 1838 gab er gem. mit Görres die „Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland“ heraus. Als er die Beziehungen Kg. Ludwigs I. zu Lola Montez öff. kritisierte, wurde er 1847 seines Lehrstuhls enthoben. 1848 wurde er in die Frankfurter Nationalversmlg. gewählt. Ph. war polit. streng antipreuß., kath.-konservativ und von der romant. Bewegung (Görres, Jarcke, s. d.) beeinflußt. 1850 folgte er einem Ruf nach Innsbruck, 1851 o. Prof. der dt. Reichs- und Rechtsgeschichte an der Univ. Wien. Die beginnende Konkordatskrise und zahlreiche öff. Anforderungen veranlaßten Ph., sich mehr und mehr von der Univ. zurückzuziehen. 1860–65 hatte er Stud.Urlaub und lebte meistens in Salzburg. 1865–72 hielt er wieder Vorlesungen an der Univ. Wien. 1853 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien. Ph. wechselte vom dt. Recht zu dem ihm schon von jeher sehr nahestehenden Kirchenrecht über und bildete gem. mit Pachmann (s. d.) und Zhishman ein hervorragendes Dreigestirn in diesem Fache. Er wurde treffend als der „Romantiker des Kirchenrechts“ bezeichnet.

W.: Grundsätze des gemeinen dt. Privatrechtes, 2 Bde., 1829, 3. Aufl. 1846; Dt. Geschichte mit bes. Rücksicht auf Religion, Recht und Staatsverfassung, 2 Bde., 1832–34; Dt. Reichs- und Rechtsgeschichte, 1845, 4. Aufl. 1859; Kirchenrecht, 7 Bde., 1845–72, Bd. 8, hrsg. von F. H. Vering, 1889, Nachdruck 1959; Vermischte Schriften, 3 Bde., 1856–60; Lehrbuch des Kirchenrechts, 2 Tle., 1859–62, 3. Aufl. 1881; etc.
L.: Neue Tiroler Stimmen vom 12. 9. 1872; Almanach Wien 23, 1873; G. v. Pölnitz, G. Ph., ein großdt. Konservativer in der Paulskirche, in: HZ 155, 1937, S. 51 ff.; W. M. Plöchl, Die Berufung von G. Ph. an die Wr. Univ., in: Jurist. Bll. 74, 1952, S. 242 f.; ADB; Buchberger; Kosch; Kosch, Das kath. Deutschland; Wurzbach (s. Philipps G.); J. Fuchs, Magisterium, Min., Regimen, 1940, s. Reg.; N. Grass, Die Kirchenrechtslehrer der Innsbrucker Univ. von 1672 bis zur Gegenwart, 1951, S. 176 f.; J. F. v. Schulte, Die Geschichte der Quellen und Literatur des canon. Rechts . . ., Bd. 3/1, Nachdruck 1956, s. Reg.; Dictionnaire de droit canonique, red. von R. Naz, 6, 1957; M. Schwarz, MdR. Biograph. Hdb. der Reichstage, 1965; W. M. Plöchl, Die Vorlesungstätigkeit von G. Ph. an der Wr. Univ., in: Jus Sacrum, K. Mörsdorf zum 60. Geburtstag, 1969, S. 158 ff.; Kath. Theologen Deutschlands im 19. Jh., hrsg. von H. Fries und G. Schwaiger, Bd. 2, 1975, S. 293 ff.
(W. M. Plöchl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 45
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