Pichler, Franz (1845-1927), Verleger und Buchhändler

Pichler Franz, Verleger und Buchhändler. * Wien, 31. 7. 1845; † Wien, 7. 12. 1927. Enkel der Vorigen und des Buchdruckers Anton A. P. (s. d.), Großneffe der Schriftstellerin Karoline P. (s. d.); erhielt nach Absolv. des Wr. Schottengymn. seine buchhändler. Ausbildung 1863–66 in der Beck’schen Univ. Buchhandlung in Wien. 1866 trat er in die Fa. seines Vaters (A. P.s Witwe & Sohn) ein, 1875 übernahm er die Leitung des Unternehmens, das er 1884 um Filialen für die Buchhandlung und für die Lehrmittelanstalt erweiterte (beide ab 1893 in Wien I., Tegetthoffstr. 10). In Fortführung der Firmentradition baute P. den pädagog. Verlag weiter aus: neben grundlegenden method. Werken (z. Tl. Sammelreihen, wie Reins „Pädagogische Studien“ oder Lindners „Pädagogische Klassiker“) verlegte er vor allem Unterrichtsliteratur, überwiegend für Volks- und Bürgerschulen (so entfielen 1892 auf den Verlag P.s 111 zum Unterricht zugelassene Bücher und Lehrmittel), aber auch Jugendliteratur („Pichlers Jugendbücherei“ etc.) und – P. war von Jugend an Turner – turner. Schrifttum. Zwar lag der Schwerpunkt seiner verleger. Tätigkeit auf den Werken österr. Pädagogen, wie Niedergesäß (s. d.), E. Netoliczka (s. d.), Jessen (s. d.), doch schienen auch Fröbels „Pädagogische Schriften“ im Verlagsprogramm auf. Die Ausrichtung auf pädagog. Fachliteratur dokumentierte sich auch in den zahlreichen Fachz., die bei P. verlegt, z. Tl. von ihm selbst red. wurden: „Der Österreichische Schulbote“ (ab 1916 „Monatshefte für Pädagogische Reform“, ab 1922 „Die Quelle“), Jessens „Freie Pädagogische Blätter“ sowie das „Gesetzblatt für Volks- und Bürgerschulen Oesterreichs“ etc. Bedeutenden Aufschwung nahm unter P.s Leitung auch die Lehrmittelanstalt, die – auf diesem Gebiet führend – ins In- und Ausland teils in eigenen Werkstätten erzeugte, teils importierte Lehr- und Lernmittel für die pädagog. Erfordernisse aller Bildungs- und Altersstufen lieferte. Der nach 1918 reduzierte Schulbüchermarkt machte eine Verlagskonzentrierung erforderlich: P.s Schulbücherverlag wurde der 1922 konstituierten Hölder-Pichler-Tempsky AG angeschlossen. Den Verlag der method. Werke, der Jugendschriften und Wandtafeln sowie die Buch- und Lehrmittelhandlung führten P. und seine Söhne unter der alten Fa., A. P.s Wwe. & Sohn, weiter.

L.: N. Fr. Pr. und RP vom 18. 12. 1927; Börsenbl. für den Dt. Buchhandel vom 13. 12. 1927; F. P. d. Ä. †, in: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, 1927, S. 283; F. P. zum Gedächtnis, in: Die Quelle, 1930, S. 240 f.; Biograph. Lex. des Dt. Buchhandels der Gegenwart, bearb. von K. F. Pfau, 1890; G. Freytag, Denkschrift über die Verhältnisse der Verlags- und Sortimentsbuchhändler in Österr., 1892, Beilage D, S. 25 ff.; Verlags-Kat. von A. Pichler’s Witwe & Sohn, 1893, S. 4 ff.; A. Schramm, Deutschlands Verlagsbuchhandel, 1925; C. Junker, Vom Buchführer zur AG. 200 Jahre Wr. Buchhändlergeschichte. 1926, S. 42, 44; O. M. Fontana, 100 Jahre Hauptverband der österr. Buchhändler im Spiegel der Zeit, 1960, s. Reg.; Mitt. H. Pichler, Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 53f.
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