Pirchl, Johann Rudolf (1825-1903), Montanist

Pirchl Johann Rudolf, Montanist. * Kitzbühel (Tirol), 12. 12. 1825; † Bischofshofen-Außerfelden (Salzburg), 8. 6. 1903. Sohn des Uhrmachers und Mechanikers Johann Ev. P. ( * Westendorf, Tirol, 23. 12. 1780; † Kitzbühel, 29. 10. 1864), der durch die mittels selbst konstruierter Hebegeräte durchgeführte Bergung von schweren Kanonen aus dem Inn, die während der Kämpfe von 1796 und 1809 versenkt worden waren, bekannt wurde. P. wurde 1852 von J. Zötl, Oberhutmann im Bergbau der k. k. Eisenhütte Pillersee, auf den Mitterberg berufen, wo er die Leitung des von einer Gewerkschaft geführten Kupfererzbergbaues übernahm. Er führte zahlreiche Verbesserungen durch: Förderung des Erzes auf Gleisen statt mit Spurnagelwagen, Übergang von der Talgkerzenbeleuchtung zur Rapsöl-Grubenlampe, Erbauung eines zweiten Berghauses für die Knappen, 1857/58 und 1866/67 Ausgestaltung der Aufbereitungsanlagen durch Errichten von Pochwerken, 1866 Aufbau einer Almwirtschaft für die Milchversorgung der Bergleute, um Erkrankungen durch einseitige Ernährung (Skorbut) zu vermeiden. Der Baubeginn einer neuen Aufbereitungsanlage (1875) mit Trommelwäsche, Walzwerk, Setzmaschinen und Herden bedeutete eine völlige Modernisierung des Betriebes. 1867 erfolgte die erste Berührung des rezenten Bergbaues mit den urzeitlichen Bergbauresten in der Grube, denen P. bes. Aufmerksamkeit schenkte. Seine Beobachtungen und Aufzeichnungen sind nicht nur die Grundlage für die Veröff. Muchs (s. d.), sondern auch in weitaus größerem Umfang für die von Zschocke und Preuschen durchgeführte Rekonstruktion der urzeitlichen unteren Teufengrenze, womit erst ein richtiger Einblick in die Größe und Intensität des urzeitlichen Erzbergbaues erzielt werden konnte. Die von P. verfaßten genauen Berr. über die einzelnen Zechen enthalten einmalige Aufschlüsse über die damaligen Beobachtungen zur urzeitlichen Abbaumethode sowie über die in der Grube festgestellten Fundbestände. 1883–85 erfolgte unter P. der Bau einer neuen Kupferschmelzhütte in Außerfelden (Mitterberghütten). Nach 47 Jahren unermüdlicher und erfolggekrönter Arbeit für die Gewerkschaft Mitterberg trat er 1899 i. R. Ihm folgte sein Sohn, Johann P. (1855–1932), der eine Geschichte des Mitterberger Bergbaues verfaßte.

L.: Innsbrucker Nachrichten vom 2. und 9. 3. 1929; Kitzbüheler Anzeiger vom 21. 12. 1963; Z. des Salzburger Landeslehrerver., 1903; Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde. 44, 1904, S. 406 ff.; J. Pirchl. Geschichte des Mitterberger Kupferbergbaues neuer und alter Zeit, in: Archaeologia Austriaca 43, 1968, S. 18 ff. Johann Ev. P.: Innsbrucker Nachrichten vom 2. und 9. 3. 1929; Kosch, Das kath. Deutschland; Wurzbach; A. Peternader, Tiroler Landesverteidigung nebst interessanten Biographie-Skizzen merkwürdiger Landesverteidiger, Bd. 2, 1859, S. 60 ff.; Mitt. E. Attlmayr, Innsbruck. Johann P. d. J.: M. Hell, Bergdir. H. P., in: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskde. 72, 1932, S. 168 ff.
(R. Pittioni)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 91
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