Posselt-Csorich, Anton von (1854-1911), Beamter, Alpinist und Höhlenforscher

Posselt-Csorich Anton von, Beamter, Alpinist und Höhlenforscher. * Brzeżany (Galizien), 10. 9. 1854; † Innsbruck, 10. 6. 1911. Sohn eines Off., Enkel des Kriegsministers FZM A. Frh. Csorich v. Monte Creto (s. d.); stud. zuerst am Theresianum, 1872–76 an der Univ. Wien Jus; 1876 trat P.-C. bei der Landesregierung in Salzburg in den Staatsdienst, ab 1882 war er fast ständig in Tirol, ab 1887 leitete er in Bozen die Etschregulierung, wobei ihm auch die Bildung der vier großen Etschgenossenschaften (Erhaltungsgenossenschaften) und die Vorbereitung der einschlägigen Gesetze gelang. 1890 Bez.Hptm. extra statum in Bozen, 1893–96 versah P.-C. die Ratsstelle bei der Statthaltereiabt. in Trient und war Stellvertreter des Hofrates in Trient. 1896–1906 wirkte er als Vorstand des Statthalterei-Dep. X (Landes-, Gemeinde- und Volkszählungsangelegenheiten, Fremdenverkehr). P.-C. war u. a. österr. Hoheitskoär. bei der österr.-bayer. Grenzregulierung und bei den Grenzregulierungen mit der Schweiz und Italien; ab 1906 Leiter der Sektion II der Statthalterei (Gewerbe, Landeskultur, Sanität, Forstwesen, Wassersachen), 1907 w. HR, 1909 nob., 1910 krankheitshalber i. R. P.-C., ein hervorragender Fachmann für Wasserrecht, Flußregulierungen und Wildbachverbauung, bemühte sich auch sehr um den Fremdenverkehr in Tirol. In Südtirol war er zeitweise zur ständigen Verwendung der Kronprinzessin Erzhgn. Stefanie, bei der er eine Vertrauensstellung genoß, zugeteilt. Ab ca. 1874 unternahm P.-C. Höhlenforschungen in den Salzburger Alpen und leistete im Gebiet des Untersberges, auf den Spuren alter romantisierender Erz., Pionierarbeit bei der Entdeckung und Wiederentdeckung von Höhlen. 1879 gelang ihm die erste bekannte Befahrung des Eingangsbereichs der Eisriesenwelt im Tennengebirge. Er war zweimal Mitgl. des Zentralausschusses (später Hauptausschuß) des DÖAV und machte seine Bergtouren meist mit Führern. Begleiter: O. Frh. v. Buschmann, E. F. Gerstäcker, A. Markgf. Pallavicini (s. d.), H. v. Rumpier, J. Gf. Thun. Führer: J. Aigner, A. Dimai, J. Ebner, J. Eckschlager, J. Marcher, J. Miribung, A. Ploner, J. Punz, S. Siorpaës, J. Steiner.

W.: Einige Höhlen am Untersberg, in: Salzburger Ztg. vom 13. und 14. 10. 1874; Das Rossittenthal am Untersberg b. Salzburg, in: Der Alpenfreund 7, 1874; Höhlenwanderungen im Salzburger Kalkgebirge, in: Z.-DÖAV 9, 1878, 11, 1880; Höhlen im Tännengebirge, in: Salzburger Volksbl. vom 11. und 13. 11. 1879; etc.
L.: Salzburger Volksbl. und Neue Tiroler Stimmen vom 12. 6. 1911; † A. v. P.-C., in: Mitt. DÖAV 37, 1911, S. 140 f.; G. Gröger–J. Rabl, Die Entwicklung der Hochtouristik in den österr. Alpen, 2. Aufl. 1890, s. Reg.; Die Erschliessung der Ostalpen, red. von E. Richter, 1, 1893, 3, 1894, s. Reg.; E. Pichl, Wiens Bergsteigertum, 1927, S. 9; 100 Jahre Bez.Hauptmannschaften in Tirol, red. von F. Steinegger, 1972, S. 209; Salzburger Höhlenbuch 1, red. von W. Klappacher und K. Mais (= Wiss. Beihe. zur Z. „Die Höhle“ 23), 1975, s. Reg.; Mitt. R. Pirker, Wien.
(R. Hösch–F. Steinegger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 223
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